ORWO C 9165 Entwicklung in nachgebauter Chemie

ORWO C 9165 Entwicklung in nachgebauter Chemie

Es begann vor einen anderthalb Jahren als die verrückte Idee hatte die ORWO C 9165 Chemie selbst anzusetzen. Da gab es nur zwei Probleme:

  1. Da das Rezept auf russisch ist musste ich es übersetzen. Hätte ich nur nicht den doofen Microsofttranslator (BING) genommen… Der übersetzt richtig schlecht. Ein paar Monate später versuchte ich den Google-Übersetzter und siehe da, alle Chemienamen wurden richtig geschrieben.
  2. In dem Prozess wird ein Stoff verwendet, der ugs. CD-1 genannt wird. Der richtige Name ist: Diethyl-p-phenylendiaminsulfat. Das schwer zu beschaffen ist. An dem Punkt gab ich auf… Doch dann (Mrz. 2016) bekam ich es doch…

Als die “CD-1-Quelle“ gesichert war, bestellte ich für rund 110€ Rohchemie. Als alles zusammen war, begann ich damit alles anzusetzen. Als dies getan war, belichtete ich einen ORWO Chrom UT 15 und entwickelte diesen. Er kam blank aus der Entwicklung. Aber davon lies ich mich nicht unterkriegen und belichtete 2 Wochen später noch einen UT 15. Der wurde Perfekt. Seit dem habe ich etliche UT 15, Agfachrome, Revuechrome in diesem Prozess entwickelt. Teilweise gut und schlecht.

Der Prozess

Er besteht im wesentlichen aus 5 Teilen:

  1. Erstentwickler
  2. Stoppbad
  3. Farbentwickler
  4. Bleichbad
  5. Fixierer

Und da kommen auch schon die Probleme:

  • der Prozess hat sehr lange Wässerungen. Vor allem beim Farbentwickler. 20min…
  • Leider ist der Farbentwickler auch sehr Giftig. Unsere “moderne“ E6 Chemie ist da besser.

CD-1

Der sichere Umgang mit CD-1 ist sehr wichtig!!! Es hat schädigende Wirkung auf Gewebe und kann allergische Reaktionen hervorrufen.

“Pflichtschutz“ ist:

  • Gummihandschuhe
  • Kittel (auch beim Arbeiten mir  der fertigen Lösung)
  • Mund (Staub)-schutz
  • Schutzbrille

In dem Raum sollte keine Zugluft sein, denn das Zeug staubt.

Wenn man zum abmessen Löffel benutzt, die vorher für Lebensmittel genutzt wurden, dürfen diese nicht mehr für Lebensmittel benutzt werden. Dies gilt natürlich auch für andere Stoffe Ich benutze nur noch Einwegplastelöffel.

Rezept

Das Rezept müsst Ihr euch natürlich nicht aus dem russischen kopieren. Dafür habe ich mal eine PDF Datei abgelegt.

ORWO C9165 Rezept (PDF)  Alle Angaben sind ohne Gewähr auf die Richtigkeit!

Ansatz

Wir brauchen:

  • Messbecher/Mensuren
  • Feinwaage
  • Die Chemie
  • Löffel
  • Dest. Wasser

Als erstes, messen wir uns 700ml Wasser ab und rühren da in der Reinfolge des Rezepts die Chemie ein. Die Chemie können wir vorher in einem kleinen Schälchen abwiegen. So verfahren wir jetzt mit jedem Bad. Beim Farbentwickler bitte besonders aufpassen! Die angesetzte Chemie füllen wir dann in Laborflaschen. Ich benutze 1L Flaschen wo Dest. Wasser 1000ml drin war. Die die ich nehme, gibt es im Rossmann Drogeriemarkt. Im Erstentwicklerrezept steht etwas von Kaliumiodid 0,007 g. Da stellen wir uns einfach eine 0,1% ige. Lösung her. 0,1g Kaliumiodid in 100ml Wasser lösen. 7ml von der Lösung in den Erstentwickler.

So sieht die frisch angesetzte Chemie aus.

 Entwickeln

Als erstes brauchen wir die Entwicklungszeiten. Hier sind sie. (PDF)

Wir spulen den Film (UT 15) in den Tank ein und heizen die Chemie auf 26°C auf, um die Abkühlung im Tank zu kompensieren. Bei dem Prozess, verfahren wir eigentlich wie bei E6 nur das dieser weniger Bäder hat. (E6) Im “Waschzettel“ steht etwas von F905 das ist das Stabbibad von damals. Heute können wir das aus E6 nehmen. Mirasol 2000, oder ein tropfen Spüli tuen es auch. Farbentwickeln tuen wir in (an) einem Waschbecken wo keine Lebensmittel zubereitet werden! Wenn der Film fertig ist, spulen wir ihn auf die Trockenvorrichtung und lassen ihn über Nacht trocknen. Wenn er trocken ist, können wir ihn spalten, zusammenkleben und Projizieren und uns an den tollen Farben des UT 15 erfreuen. UT15 von 1990 wie 15-20ASA belichten!

Andere Filme

Ja, andere Filme lassen sich auch darin entwickeln. Ich habe ein paar Bespiele mit Entwicklungszeit reingeschrieben:

Agfachrome Super 8

Entwickeln wie UT 15 (Ergebnis: schöne Pastellartige Farben)

Revue RC 8

9min. FD sonst alles normal. (Ergebnis: etwas verschobene Farben. Nach Violett. +1Blende)

Revue RCH

7-9 min. FD.  (Ergebnis: kippt nach grün +1 Blende)

UT 15 könnte so aussehen:

Perfekter UT 15

Das war es eigentlich schon. Wer sich die Entwicklung nicht zutraut: ich entwickle gern die Filme. Siehe Thema im Filmvorfüherforum: Entwickelservice

Sollte jemand Fragen haben: in die Kommentare damit 😉

Sandro

Sandro Proske

Super 8- und 16mm Filmer, Selbstentwickler, Hat ein Händchen für Ablauffilme, 3D-Drucker, Arduino, Motorradfahrer

14 Kommentare

Klaus Schreier Veröffentlicht am00:11 - 11. Januar 2017

Sandro, ich gratuliere zum ersten Filmkorn-Beitrag !

Sandro Proske Veröffentlicht am00:14 - 11. Januar 2017

Danke

Sandro Proske Veröffentlicht am09:00 - 15. März 2017

Beim Revue RCH sind 2 Blenden überbelichtung doch besser. Das geht gut mit der Canon 310XL. Sie belichtet zwei blenden über. Wegen ND-4 Filter…

Knut Veröffentlicht am23:31 - 11. November 2018

Hallo Sandro,
bin erst jetzt auf Deinen Beitrag gestoßen…
Wenn ich das gewusst hätte! Ich habe das ORWO Rezeptbuch, da steht das Rezept natürlich drin, auf deutsch. Ich hatte vor jahren mal den Versuch unternommen, die Chemikalien zu besorgen. Ich hatte nur 1, 2 Filme zu entwickeln, und dafür war mir das dann zu kostenintensiv.

Und falls Du wieder Drehteile benötigst- meine Bastelwerkstatt ist wieder eingerichtet.

Gruß, Knut

Peter Seufert Veröffentlicht am16:19 - 29. Juli 2019

Hallo Sandro,
ich habe blöderweise ORWO UT18 Planfilm in ebay erstanden, weiss allerdings erst jetzt um xdie Problematik; könntest Du mir – nach Belichtung – bei der Entwicklung behilflich sein ? Danke Peter

    Sandro Proske Veröffentlicht am13:51 - 7. August 2019

    An sich wäre das kein Problem, nur habe ich leider nicht das passende Equipment um Planfilm verarbeiten zu können.

      Peter Seufert Veröffentlicht am13:08 - 8. August 2019

      Wäre es eine Möglichkeit, dass Du mir einen Satz Chemikalien für 20 Blatt mit 9×12 cm zuschickst?

        Sandro Proske Veröffentlicht am08:59 - 1. September 2019

        Das könnte ich machen, aber ich weiß nicht ob ich noch genügend Rohchemie für einen Liter (reicht für 30 Planfilme) habe. Extra deswegen welche zu bestellen lohnt sich nicht. Außerdem ist der Farbentwickler hochgiftig!

        Ob dein UT 18 noch brauchbare Ergebnisse liefert, kann ich nicht sagen. Ich habe etwa 10 KB-UT18 entwickelt und nur einer war etwas zu gebrauchen.

        Ich würde vorschlagen, du belichtest mal ein Blatt, schickst es mir, und ich gucke ob dein Material noch brauchbar ist.

          Peter Seufert Veröffentlicht am15:56 - 1. September 2019

          Ok, dann gib mir bitte deine Adresse, meine ist Peter Seufert, Fichtenstr. 2 82205 Gilching, email peterseufert@hotmail.de

Martial Veröffentlicht am09:47 - 31. August 2019

How long will keep each preparation?

Alex Veröffentlicht am21:39 - 30. September 2019

Hallo Sandro,

danke für deinen Beitrag! Ich möchte, nachdem ich im ähnlichen Agfa AP-41 Process schon einige KB-Diafilme entwickelt habe, nun auch einen Satz Orwochrome UT 18 Filme erwerben und diese entwickeln.

Was hast du denn noch von den Chemikalien verfügbar? Würdest du mir davon etwas verkaufen?

Antworte mir gerne auf meine Email-Adresse.

Viele Grüße,
Alex

Maxi Ziller Veröffentlicht am22:44 - 26. Januar 2021

Hallo. Wir lösen ein Fotolabor auf. Ich habe Orwo Chrom C9165 original verpackt, das ich gerne verkaufen möchte. Hat jemand Interesse?
Ihr könnt euch gerne melden… Viele Grüße, Maxi
maxi.ziller@yahoo.de

Antje Rohde Veröffentlicht am14:39 - 29. Januar 2021

Hallo Sandro, ich habe noch einen alten ORWOChrom UT18 in der Kamera meines verstorbenen Vaters gefunden, auf dem ggf. sogar noch alte Aufnahmen „schlummern“. Leider konnte mir im Fotofachgeschäft niemand helfen und ich bringe es nicht übers Herz den einfach wegzuwerfen. Gibt es eine Chance, den Film doch noch zu entwickeln?
Viele Grüße
Antje

Michael Guhlmann Veröffentlicht am02:04 - 2. Januar 2023

Lieber Herr Proske, haben Sie vielen Dank für Ihre Veröffentlichung! Ich habe sie mit großem Interesse gelesen. Ich bin Amateurfotograf (wer hätte das vermutet?) mit einem ausgeprägten Hang zur fotografischen Chemie. Meine sw-Negativfilme entwickle ich bevorzugt in Crawley FX 1, die CN in C 41 und die Farbumkehr in E 6, freilich in industriell hergestellten Kits. Solange es Kleinschmidts wunderbares Diluprint RT gab, zunächst nach EP 2, später RA 4, habe ich mit gutem Erfolg Vergrößerungen von Farbnegativen in der Schale gemacht (nix Prozessor oder Durchlaufmaschine).

Ich habe mich bemüht, sw-Negativfilme ohne Greybase oder jedenfalls mit einigermaßen klarem Träger wie Technical Pan, Agfapan 25, Agfaortho mit Positiventwickler (und Thiozyanat) zu sw-Dias zu entwickeln. Ich kam zu für meinen Geschmack sehr befriedigenden Ergebnissen, aber ärgerlicherweise (und für mich unbegreiflich) gelangte ich nie zu zuverlässiger Reproduzierbarkeit. Während ich mit diesem Problem herumlaborierte im Sinne des Wortes, blieb die Welt außerhalb der fotochemischen Labore nicht stehen, und Scanner produzierten plötzlich die ersehnten sw-Durchlichtbilder, jedenfalls für die Betrachtung auf dem Monitor, nicht auf der Leinwand, und mein Interesse an der Umkehrentwicklung von sw-Filmen nahm ab.

Nicht gesunken ist mein Interesse an fotochemischen Problemen, wie Sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, sie zu lösen. Ich würde liebend gerne eine Rezeptur kennenlernen und anwenden für RA 4 in der Schale, möglichst bei Raumtemperatur. Im Internet existieren verschiedene. Es wäre gut, jemanden zu kennen, der mit ihnen Erfahrungen hat und andere daran teilhaben lassen würde.

Zwar habe ich mir einen eigentlich für gastronomische Zwecke gebauten elektrischen Schalenwärmer gekauft, der drei Schalen 24 x 30 faßt und im Bereich von Raumtemperatur bis über 38° C den Schaleninhalt mit großer Konstanz warm hält (mit Wasser getestet), aber ich konnte mich bis heute noch nicht entschließen, nun endlich mal das RA-4-Kit von Adox oder von Digibase auf ihm zu verarbeiten als Voraussetzung, Arbeitslösungen selber aus Grundchemikalien anzusetzen.

Mir fehlt ein Gleichgesinnter, der mir mit seinem Rat, auch mit Links und Literaturtips, zur Seite steht. Darf ich Sie darum bitten?
Würden Sie mir die Bezugsquellen für die in Frage kommenden Chemikalien nennen, sofern das bei zunehmend repressiveren Gesetzen heute noch möglich sein sollte?

Danke und freundliche Grüße,

M.G.

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