Bonjour Rochester: Citroen XM gegen Ford Fiesta

Bonjour Rochester: Citroen XM gegen Ford Fiesta

Inspiriert von einem Bericht des Schmalfilm-Autors Hans-L. Wißkirchen im gleichnamigen Magazin krempelte Stefan vom Stein selbst die Arme hoch und wagte den verbotensten Vergleichstest aller Zeiten: Er lud je eine Kassette Velvia 50 Material in seine Kodak M4, eine simple Klotzkamera aus der Super 8 Anfangszeit, bzw. seine Beaulieu 6008 – das wohl teuerste, was als Super 8 Kamra je zu haben war – und machte sich bei schönem Wetter auf den Weg in den botanischen Garten in Wuppertal, um zeitgleich zwei nahezu identische Filme zu drehen.

Beide Kameras wurden vom Fachmann gereinigt und geprüft, die Belichtungsmesser justiert. Beide Kameras liefen gesund surrend und problemlos, wobei die Kodak M4 im Handling natürlich komfortabler war – schliesslich wiegt sie nur etwas ein Drittel und hat quasi keine Einstellmöglichkeiten. Für Leser, die es nicht wissen, seien die beiden Kandidaten kurz umrissen:

Einfacher Kasten: Die Kodak Instamatic M4 von 1965 (Foto:  K. Tauber)
Einfacher Kasten: Die Kodak Instamatic M4 von 1965 (Foto:  K. Tauber) Einfacher Kasten: Die Kodak Instamatic M4 von 1965 (Foto: K. Tauber)

Die Kodak Instamatic M4 erschien schon 1965 quasi zeitgleich mit der Markteinführung der Super 8 Kassette. Das einfache Kunststoffgehäuse in Backsteinform enthält als einzige Raffinesse einen Belichtungsmesser, die sonstige Ausstattung ist dürftig. Als Objektiv dient ein voll-versenktes Kodak Ektanar 13mm/f:1,8 Obejktiv mit Fixfocus. Es gibt keine Schärfeeinstellung, keinen Zoom, keinen Reflexsucher, keine Einstellmöglichkeiten – die Kamera war also die ideale Kandidaten zur Einführung des „dead simple“ Super 8 Kassettensystems. Übrigens ist die optische Leistung des Objektives derart ausgelegt, dass der Film am Filmfenster von einer kleinen Plastikrampe leicht gewölbt wird, was erst für gute Schärfe auf der gesamten Bildfläche sorgt. Ein unüblicher, aber cleverer Zug von Kodak, den man in ähnlicher Form u.a. auch in der hochkarätigen Nikon R10 wiederfinden kann.

Profigerät: Die Beaulieu 6008 ist keine Taschenkamera (Photo: K. Tauber)
Profigerät: Die Beaulieu 6008 ist keine Taschenkamera (Photo: K. Tauber) Profigerät: Die Beaulieu 6008 ist keine Taschenkamera (Foto: K. Tauber)

Gegenspieler ist die Beaulieu 6008, ein Spitzenmodell aus Frankreich, das heute noch als „remanufakturierte“ Neuware für gemütliche € 3.490,- erhältlich ist. Sie ist riesig, verfügt über ein exzellentes 12-fach Zoom von Schneider Kreuznach (wechselbar), hat Laufgeschwindigkeiten bis 80 B/s, Quarzoption, ein digitales Einzelbildzählwerk, einen Schwingspiegel-Reflexsucher, automatische Auf-, Ab- und Überblendungen und einen Berg an Finessen, von denen die meisten Filmer nicht einmal träumten.

Das Ergebnis ist brisant: Schärfe, Belichtung und Bildstand sind in beiden Fällen nahezu gleichwertig – mal gewinnt knapp die Beaulieu, manchmal aber auch die Kodak. Dem Autor sind nach einigen Testprojektionen die Rollen durcheinander geraten; er musste die erste Szene sichten, denn in der ist die jeweils gerade nicht testende Kamera zu sehen. Auch wenn es für die Besitzer der französischen Edeldiva nicht schön zu hören ist: Allein auf die praktisch erreichte Bildqualität bezogen bietet Ihnen ihr Flaggschiff gegenüber dem Kodakkasten kaum sichtbare Vorteile.

Pro Kodak
Im direkten Vergleich fällt auf, dass die Kodak-Kamera (jeweils oberes Bild) ein rund 8% größeres Filmfenster hat und somit mehr Fläche des Filmes benutzt. In der Projektion spielt das kaum eine Rolle, für Abtastungen mit Overscan-Möglichkeit ist der zusätzliche Bildgewinn aber durchaus praktisch. Bei der Beaulieu sind in den Ecken schon deutliche Vignettierungen zu sehen, die Kodaklinse hat einen deutlich größeren Bildkreis. Wie am Bild der roten Blumen zu erkennen ist, zeichnet die Kodak Kamera dabei auch bis zum äußersten Rand scharf, sobald die Lichtverhältnisse eine leichte Abblendung bewirkt haben.

Bei der Belichtungsmessung hat die Kodak Kamera einen ganz kleinen Bonus: Die Aufnahmen des Himmels mit Wolken sind deutlich besser durchgezeichnet.

Auch beim Bildstand liegt die Kodak gefühlt einen Hauch vorne, die Beaulieubilder scheinen ein bisschen mehr zu tanzen, obwohl sie mit dem schwereren Stativ aufgenommen wurden. Ein Doppel-Fadenkreuztest wurde allerdings nicht durchgeführt.

Pro Beaulieu
Am deutlichsten punktet die Französin im Nahbereich, wie man an den gelben Butterblumen sehen kann. Hier reicht die Nahgrenze des Fixfocus-Objektives nicht, um scharf zu zeichnen. Auch bei offener Blende schwächelt naturgemäß der einfache Dreilinser aus Amerika: Die Bilder des Schaukastens im Schatten zeigen in der Ausschnittsvergrößerung deutlich, dass man ein so schweres Objektiv nicht grundlos mit sich umherschleppt.

asd
asd Oben Kodak, unten Beaulieu: Beide Kameras beichten die schwierige Szene zufriedenstellend. Die Kodak lässt den Himmel etwas weniger ausfressen und vignettiert weniger in den Ecken, dafür ist die Beaulieu-Aufnahme etwas brillanter.
wir
wir Schuss und Gegenschuss: Deutlich zu sehen ist, dass der kleinen M4 ein recht leichtes Stativ reicht – und das die große Linse der Beaulieu zum Rand hin recht stark abschattet.
pferd
pferd Scharfe Hengste: Beide Kameras belichten die Szene scharf und korrekt.
butter
butter Bei Nahaufnahmen gewinnt deutlich die Französin: Hier ist das simple Fixfocus-Objektiv von Kodak schlicht überfordert.
wald
wald Selbst wenn die M4 schon „zu dunkel“ warnt (eine Blendenanzeige hat sie nicht) belichtet sie noch gut und zeichnet für eine ganz geöffnete Blende auch noch ausreichend scharf bis in alle Bildecken.
schild
schild Bei geöffneter Blende zeigt die komplexe Optik der Beaulieu allerdings deutlich ihre Überlegenheit. In der Projektion fällt es kaum auf, betrachtet man aber ein Bilddetail, wird es deutlich:
asd
asd Mit offener Blende zeichnet die Beaulieu naturgemäß schärfer als der Dreilinser.
himmel
himmel Mit hellen Bildern wie diesem kommt die Einfachkamera dafür viel besser klar als die Beualieu. An sich eher für pumpende Belichtungsmessung bekannt, belichtet sie hier schlichtweg über.  Auch Schärfemässig ist sie hier (vermutlich ganz abgebelndet) wenig überzeugend.
grün
grün Auch hier zeigen beide Kameras absolut veritable Ergebnisse.
blum
blum Flowerpower: Die Beualieu ist trotz ihrer halben Blende mehr kein klarer Gewinner.

Fazit

Super 8 funktioniert! Ein Plastikbomber für 20,- € von Ebay kann durchaus Filme erzeugen, die von denen des französischen Spitzenmodells in der Projektion nicht unterscheidbar sind. Und genau so war das System von Kodak ja auch konzipiert: „You press the button, we do the rest“ passte also. Natürlich bietet eine Beaulieu allein durch ihr Macrozoom schon enorme optische und bildgestalterische Vorteile, von den Möglichkeiten manueller Kontrolle und der enormen Flexibilität des Systems ganz abgesehen. Der Preis hierfür sind allerdings ungleich höhere Komplexität und höheres Gewicht: Mit dem einen Knopf der Kodak M4 kann man nichts falsch machen, und bereuen tut man ihr Gewicht auch dann nicht, wenn man sie zum Beispiel wetterbedingt grundlos mit auf einen Berg geschleppt hat. Im Gegenteil: Das „shoot and forget“ Konzept erlaubt eine ungleich höhere Spontaneität beim Filmen. Jeder Filmer sollte mindestens eine derartig simple Kamera haben: Man kann sie dem Nachwuchs unbesorgt in die Hand drücken, sie kann ggf. auch mal einen Regenschauer oder einen Sturz abbekommen, ohne einen in den Ruin zu treiben. So unbefangen einfach entstehende Szenen sind von so hoher Abbildungsqualität, dass sie sich problemlos mit mühevoll konzipierten Szenen aus der Profikamera zusammenschneiden lassen. Gelegentlich treffen ihre simplen Photozellen dabei sogar die passender Blende als die große Schwester es vermag.

Interessierte können sich die Einzelbild-Scans in hoher Auflösung als Zip-Datei hier herunterladen.

Friedemann Wachsmuth

Schmalfilmer, Dunkelkammerad, Selbermacher, Zerleger, Reparierer und guter Freund des Assistenten Zufalls. Nimmt sich immer viel zu viele Projekte vor.

18 Kommentare

lilianaureta Veröffentlicht am18:20 - 4. Januar 2014

I think Beaulieu images are slightly overexposed, from my experience with the ZM2 4008 Schneider 6-66, is much sharper than a Canon 1014 xls, for example.

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am18:37 - 4. Januar 2014

    That is possible — I have neither camera. Nevertheless it is surprising that Kodak’s cheap plastic box can produce such perfect images.

Burnald Veröffentlicht am20:15 - 4. Januar 2014

Mit einer Einfachkamera zu filmen erzeugt ganz sicher einen anderen Film als mit einer professionellen Beaulieu (im Bezug auf seine Bildsprache, Ästhetik, etc. hervorgerufen durch den Einsatz von WW, Tele, Makro, Zooming, Timelapse, SlowMotion, Dissolve) aber wie der Test wohl zeigt, nicht unbedingt technisch qualitativ spürbar schlechter.

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am20:49 - 4. Januar 2014

    Genau das ist die Quintessenz. Danke. 🙂

Nizofilmer Veröffentlicht am22:00 - 4. Januar 2014

War das Super 8 Velvia 50 Material von Wittner oder von Klose?

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am02:28 - 5. Januar 2014

    Wittner.

Stefan vom Stein Veröffentlicht am22:38 - 4. Januar 2014

Das Filmmaterial war von Wittner und ist bei Andec entwickelt worden.

Stig Lundberg Veröffentlicht am00:48 - 9. Januar 2014

Very disclosing artikel. Fixed lenses are generally easier to get sharp than zoom lenses, and all the „top“ cameras had very long zoom except for Leicina Special often sold with the 10 mm lens, also known for it’s sharpness. I have got very good sharp films with the Canon 310 XL-S, Eumig Nautica, as well as Nizo 4056. Less so with Canon 1014, Nikon R10, and other top cameras.

Hans-Lothar Wißkirchen Veröffentlicht am19:57 - 17. Januar 2014

Super, dass jemand diesen Test, den ich im Auftrage meiner Chefs vor 49 Jahren machen musste, eute nachvollzog. Ok, damals war es das erste Modell von Beaulieu in S8, aus der 2000-er Baureihe. Die Kodak M4 lag deutlich vor der Beaulieu und es dauerte ziemlich lange, bis die Französin aufschliessen konnte. Die 6008 ist als „Ende der Fahnenstange“ recht weit gereift. Dennoch hüte ich meine M4, eben weil sie so klaglos arbeitet. Nur immer schön auf die Batterien achten, viele Kameras mit Auslaufschäden aus dem Batteriefach hatte ich schon in der Hand. Schade drum.

Gruß + Dank an den Tester

Hans-L. Wißkirchen
-Kameramann-
Köln

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am01:24 - 29. Januar 2014

    Danke für das Feedback! Der einzige Schwachpunkt der M4 ist wohl ein auf die Motorwelle aufgeflanschtes Plastikzahnrad… möge es noch eine Weile halten!

      Hans-L. Wißkirchen Veröffentlicht am18:56 - 17. Februar 2014

      Die Plastikzahnräder der frühen Kodaks sind erstaunlich robust. Probleme macht eigentlich nur der Fliehkraftregler und – fast immer- das Batteriefach, wenn sie Zellen darin auslaufen. Von dort bis zum Motor sind es für die zersetzende Flüssigkeit nur wenige Zentimeter. Leitz wußte, das es gut ist, 1,5 V Primärzellen in rote Plastikkistchen zu verpacken. Die Fotohändler hatte von diesen Batteriekästen für die LEICINA 8S und 8SV immer reichlich an Lager. Bei Kodak kommen die Batterien gleich ins Aussengehäuse, Horror, wenn sie auslaufen.

stefan vom Stein Veröffentlicht am18:35 - 30. Januar 2014

Hallo Friedemann,
hast du nicht wiederstehen können und jetzt auch eine M4 im Bestand???

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am00:40 - 31. Januar 2014

    Nein, ich las irgendwo ausführlich darüber — evtl. war es auf cinematography.com nebenan? Bin nicht mehr ganz sicher.

Dr. Cox Veröffentlicht am09:03 - 22. Februar 2014

Ich weiß ja nicht ob ich das zu eng sehe, aber ich fürchte dieser Kameravergleich und die
vom Autor gezogenen Schlüsse sind mehr oder weniger wertlos bzw. falsch.
Wenn man zwei (Kamera-) Objektive vergleichen will sollte man neben dem selben Film, Motiv,
Lichtsituation auch den gleichen Motivausschnitt und die gleiche Brennweite verwenden.
Sonst passiert das was hier bei den meißten Vergleichsbildern auftritt:
Die Motivausschnitte stimmen nicht überein; deutlich gleich am ersten Bild zu sehen.Auf dem
Bild der Beaulieu sind noch zwei Gulideckel zu sehen, die fallen beim „Kodakbild“ völlig
weg – und weil an der Beaulieu anscheinend keine 13mm Brennweite sondern (ich schätze mal)
irgendwas um die 5-8mm verwendet wurden ist zB. die Fläche der Mauer links im Bild sowie
die Fläche der schwarzen Hauswand rechts im Bild viel größer als bei der Kodak.
Im Beaulieubild befinden sich somit größere dunkle Flächen als im Kodakbild, vermutlich
hat der Belichtungsmesser der Beaulieu deswegen die Blende etwas weiter aufgemacht als der
Beli der Kodak und somit den Himmel etwas mehr ausreißen lassen.
Ein Rückschluss auf das Verhalten der Kamerabelis ist hier nicht mit Sicherheit zu machen.

Das gleiche Problem tritt beim Bilderpaar „scharfe Hengste“ auf.Wieder stimmen Brennweite
und Motivausschnitt nicht überein und somit nimmt die relativ helle Wiese im Bild der
Beaulieu eine viel größere Fläche ein als beim Kodakbild, was wiederum keinen Vergleich der
Belichtungsmesser zulässt da im Kodakbild größere dunkle Flächen zu finden sind als bei
der Beaulieu.
Auch mit dem Schärfevergleich wird es hier schwierig, offensichtlich ist das „Kodakpferd“
größer als das „Beaulieupferd“ – wie soll man hier vergleichen welches Objektiv schärfer
ist?Alles andere wie Holzpfosten und Pflanzen im Vordergrund ist ebenfalls durch den Weit-
winkel der Beaulieu so verzerrt und in der Erscheinungsgröße geändert, dass man lange
suchen müsste um zB. bei den Pflanzen im Vordergrund zwei gleichgroße Blätter zum Schärfen-
vergleich zu finden (und das müsste dann auch noch auf beiden Vergleichsbildern das selbe
Blatt sein!).
Beim Bilderpaar „Tafel mit Frosch, Vogel und Libelle“ ist der Motivausschnitt der Beaulieu
kleiner als der der Kodak.Bei der Kodak ist von dem gelblich unterlegtem Text mit Landkarte
rechts im Bild viel mehr zu sehen als bei der Beaulieu.Wenn man spaßeshalber mal den Durch-
messer des gelben Kreises, in dem die Kröte sitzt, im Kodak- und Beaulieubild ausmisst (im
Gesamtbild, nicht in der Vergrößerung) kommt man zur Erkenntniss dass der „Kodakkreis“ etwa
12% kleiner als ber „Beaulieukreis“!
Mir ist schon klar dass ein vermutlich MC-vergütetes Schneider-Zoom schärfere Bilder macht
als ein einfach vergüteter Dreilinser aus den 1960er Jahren, aber in diesem Vergleich wird
nicht der (komplette,) tatsächliche Unterschied gezeigt; genaugenommen ist im Beaulieubild
das Motiv größer und allein dadurch schon schärfer, wenn auch nur um 12%.

Das „Wolkenbild“ hat meiner Meinung nach einen falschen Schluß das Autors abbekommen.Da
hier die Beaulieu wieder mit Weitwinkel gefilmt hat, ist wieder der Motivausschnitt viel
größer als bei der Kodak.Beim Kodakbild sieht man (eigentlich) nur den Baum ohne Blätter.
Im Beaulieubild kommen noch ein paar Bäume mit Blättern hinzu (rechts) und im unteren lin-
ken Bildbereich weitere Bäume oder Hügel.
Mehr dunkle Bäume/Hügel im Beaulieubild! Was macht der kamerainterne Beli?Er nimmt den
Mischwert aus hellem Himmel/Wolken und den dunklen Bäumen und öffnet die Blende weiter als
es die Kodak getan hat, da im Kodakbild weniger schwarze Flächen sind.Der Autor hält es
für eine Fehlbelichtung der Beaulieu.Ferner fällt er noch ein schlechtes Urteil über die
Schärfe der Beaulieu – ich meine der Baum ohne Blätter ist im Beaulieubild einfach kleiner
(wegen der Verwendung der falschen Brennweite) und ist deswegen natürlich unschärfer, aber
das lässt keinen Rückschluss auf die Optik der Beaulieu zu!
(Abgesehen davon vermutet der Autor den Grund für die Unschärfe in dem stark abgeblendeten
Objektiv der Beaulieu – wenn man die Diffraktion zu Rate zieht wird einem klar dass gerade
bei starker Abblendung Kodak und Beualieu nicht mehr von einander zu unterscheiden wären
was Schärfe angeht!)
Bei den „zwei Bäumen im Wald“ tritt wieder das gleiche Problem auf:Unterschiedliche Brenn-
weiten, unterschieldiche Motivauschnitte – kein aussagekräftiger Vergleich von Schärfe oder
Belis möglich.
Bei dem Bilderpaar „Flowerpower“ könnte ich mich über den Kommentar aufregen:“Die Beualieu
ist trotz ihrer halben Blende mehr kein klarer Gewinner.“
Es kann ja sein dass beim Kodakbild weniger Sonne geschienen hat, trotzdem sind die roten
Blüten bei der Beaulieu schärfer, die Farben leuchtender und das gesammte Bild heller – man
erkennt einfach mehr Detail in den dunklen Bereichen.Eine halbe Blende ist zwar nicht sehr
viel, aber jeder der schonmal mit 25ISO gefilmt hat weiß wie oft man eine halbe Blende mehr
hätte brauchen können (und ich habe mal mit 12ISO gefilmt, was wäre mir da eine halbe Blende
mehr wert gewesen!).In einer um eine Blende unterbelichteten Szene kann man in der Projek-
tion immer noch erstaunlich viel erkennen, ist die Szene aber nur um eine halbe Blende un-
terbelichtet erkennt man noch mehr!
Mag sein dass der Autor hier auf den nur geringen Qualitätsunterschied hinweisen will, aber
ein „klarer Gewinner“ ist in diesem Fall die Beaulieu in jeder Hinsicht (oder vielleicht
gerade durch die Summe der Vorteile -Farbe-Helligkeit-Schärfe?)!

Das ganze ist jetzt etwas lang geworden und ich will hier nicht die Mühe und die finanzielle
Investition des Autors schmälern, noch für die Kodak oder Beaulieu Partei ergreifen; mir
geht es um zwei andere Dinge:

Zum einen hat es mich doch erschreckt dass dieser recht kurz (ca. 6 Wochen) einstehende
Artikel soviele freudige Kommentare bekommen hat nach dem Motto:
Na dann reicht ja die 20€-Kamera von ebay – und das auch von Herrn Wachsmuth, den ich auf-
grund seiner Artikel für sehr mit der Materie vertraut erachte – deswegen habe ich das Pro-
blem auch so lange ausgeführt da bis jetzt niemand darauf verwiesen hat- ;
zum anderen kann „Newbies“ in S8 der Eindruck vermittelt werden, dass die M4 in ca. 33,3%
der Fälle besser ist als die Beaulieu, in ca. 33,3% der Fälle gleich auf und nur in ca.
33,3% der Fälle schlechter.
Dann wird vielleicht eine M4 gekauft (ist ja so schön einfach – nur ein Knopf -wie beim
Handy!), mit dem ziemlich teuren Material Wichtiges gefilmt und nach 10 Jahren festgestellt
dass die Filme nicht so wirklich sind, was mit einer etwas besseren, Dank ebay nicht unbe-
dingt teureren, Kamera nicht passiert wäre.
Und das weil man einem (relativ) verwässertem Vergleichstest aufgesessen ist.

Bevor ich mit dem Kommentar von Hans-Lothar Wißkirchen konfrontiert werde: vor 49 Jahren
(1965) gab es noch keine MC-Vergütung, deswegen waren Zoomobjektive vor allem was Kontrast
(und damit indirekt auch Schärfe) angeht einfach schlechter als eine (ebenfalls einfach
vergütete) Festbrennweite mit drei Linsen.
Mir ist auch klar dass man nicht unbedingt den gleichen Motivausschnitt erhält, wenn man an
der Beaulieu am Zoomring 13mm einstellt (dafür gibt es wohl kaum eine Markierung) und die
unterschiedliche Größe der Filmbilder (wegen den unterschiedlichen Bildfenstern in den bei-
den Kameras) spielt auch noch mit ein – aber so groß wie auf den meißten Vergleichsbildern
dürfte die Abweichung auch nicht sein.

Es mag ja gut sein dass die M4 die Beualieu 6008 in einigen Situationen übertrumpft, aber
dieser Test kann darüber nur bedingt Aussage machen.
Das Einzige was ich einigermaßen aus diesen Vergleichsbildern ersehen kann ist dass die M4
entweder kaum einen Farbstich hat oder so ziemlich den gleichen wie die Beaulieu.Das wäre
für das einfach vergütete Ektanar bemerkenswert, allerdings fällt selbst dieser Vergleich
schwer da die Bilder aufgrund von nicht gleichem Motivausschnitt nicht identisch belichtet
wurden – und gerade beim Velvia wird zB. die Wolke schnell rosa wenn sie etwas weniger be-
lichtet wird.

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am13:41 - 22. Februar 2014

    Hallo,

    na das nenne ich mal eine ausführliche Antwort! 🙂
    Den Test habe ich übrigens nicht gemacht, ich habe nur die FIlme von Stefan vom Stein so gut es ging analysiert. Mit dem klaren Ergebnis: Die simple M4 ist wesentlich besser als man denkt…

Dr. Cox Veröffentlicht am09:13 - 22. Februar 2014

Bitte um Entschuldigung dass mein Kommentar soviel Platz einnimmt, zur Sicherheit hatte ich ihn in einem Textdokument geschrieben und dann einkopiert – das nächste Mal lasse ich die Zeilenumbrüche weg.

Dr. Cox Veröffentlicht am06:29 - 23. Februar 2014

Hallo,

naja, ich habe es lieber mal etwas ausführlicher gemacht damit es dann keine 2 Seiten lange Diskussion darüber gibt, wie ich wo was gemeint habe oder verstanden haben wollte.Als ich mich auf sie bezog meinte ich ihren Kommentar mit der „Quintessenz“; erst kurz bevor ich den Kommentar abschickte habe ich mal gerätselt wer das eigentlich getestet/geschrieben hat.
Sicherlich sind die Bilder der M4 von bemerkenswerter Qualität, ein direkter Vergleich mit denen im Artikel gezogenen Schlüssen/Urteilen über beide Kameras ist aber nicht recht möglich… und teilweise vermutlich falsch (zB. Verhalten der Belichtungsmesser).
Zugegeben, ich nehme es hier schon ziemlich genau, das könnte aber an folgendem liegen:
Vor etwa 18 Jahren habe ich selber begonnen S8 zu filmen da meine Eltern selber etwas gefilmt haben und ich es gewöhnt war.Ich war damals mit der Bildqualität zufrieden, habe aber auch die Vorzüge der Kontrolle über das Bild an der Nizo S40 genossen.Damals konnte man an Amateurvideokameras nicht mal die Entfernung selber einstellen und wenn mal eine Großaufnahme einer Blume gemacht werden sollte hat sich der Autofocus oft mit dem Hintergrund angefreundet – aber nicht mit dem eigentlichen Motiv.Öfters wurde ich ausgelacht, weil meine Kamera ja alt war – und somit grundsätzlich Schrott.Eine Zeit lang hat mir das nichts ausgemacht, irgendwann bin ich aber die „Stimmen in meinem Kopf“ nicht mehr losgeworden und habe mich im Internet auf die Suche gemacht, was eigentlich die Bildqualität ausmacht/beeinflusst.
Das waren viele Stunden am Computer mit vielen Halbwahrheiten in diversen Foren, die erst mal selber durchdacht werden mussten um auf die „Wahrheit“ zu kommen.
Oft wurden/werden Filmer als nicht objektiv, den Fortschritt verneinend und bescheuert dargestellt; dabei zeigt u.A. ein Filmdigitalisierer auf, dass auch (unter Idealbedingungen aufgenommene) ältere S8-Filme durchaus mit PAL-Auflösung aufwarten.Das, was eine gewöhnliche Videokamera von 1996 nie geschafft hätte (vom Kontrastumfang und der Farbtreue mal ganz zu schweigen).
Wahrscheinlich tue ich mir deswegen so schwer mit diesem Artikel, weil es sonst wieder heißt: Alle Filmer sind blöd und nicht in der Lage objektiv zu urteilen/vergleichen.
(Na gut, und ich hasse Leute die alles grundsätzlich mit Weitwinkel filmen/aufnehmen, weil das für mich ein Stilmittel ist – seit ca. 10 Jahren scheinen den meißten Film- und Fernsehproduktionen aber die Normalbrennweiten abhanden gekommen zu sein – das einen bestimmten Effekt auf die Bildwirkung hat… aber in diesem Fall macht es den genauen Vergleich bei den meißten Bilderpaaren unmöglich.)

Das wird`s wohl sein,

viele Grüße

Stefan vom Stein Veröffentlicht am13:29 - 27. März 2014

Hallo,

professionelle Film oder Kamera Test überlasse ich gerne den Profis.
Wenn sie den überhaupt noch jemand macht.

Wir wollten einfach nur als Filmamateure zeigen was man mit zwei Kameras so alles machen kann.
Und natürlich auch, das unsere einfach-Kameras wunderbare Bilder machen können, nicht jeder wird sich eine Beaulieu leisten können.

Es gibt auch gar nicht genug Spitzenkameras im Super8 Sektor um dann noch Filmmaterial in genügender Menge unter die Leute zu bringen.

Und warum nicht Jugendlichen zeigen das ihre 20.- Kamera durchaus tolle Bilder machen können, jeder weiß doch das die Spitzenkameras wesentlich besser und teurer sind.

In unserem in kürze kommenden Analog-Filmclub hat kaum einer mehr die Spitzenkameras der Super8 Zeit. Der größte Teil der jugendlichen fragt nach“billigen“
Kameras die funktionieren sollen.

Ich weiß auch nicht ob der Test vor 49 Jahren von Herrn Wißkirchen den professionellen
Ansprüchen entsprach, Herr Wißkirchen hatte jedenfalls mit unserer Wiederholung viel Freude und uns ging es vor allem um die Freude und den Spaß dabei.

Und wer das ganze professionell Nachmachen möchte gerne…aber nicht die Freude am Filmen vergessen.

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