Reparatur einer Agfa Klebepresse N8S

Reparatur einer Agfa Klebepresse N8S

Die Agfa Klebepresse N8S ist eigentlich eine ganz hervorragende Klebepresse fürs langlebige Nasskleben. Sie schleift beide Enden des zu klebenden Films keilförmig an und arbeitet sehr präzise, so dass ausgesprochen haltbare Klebestellen entstehen, die sehr leise durch den Projektor laufen. Auch Filme mit Tonspur lassen sich sehr gut schneiden. Preiswert ist sie auch noch.
Einziger Nachteil: Es gibt wohl kein einziges funktionierendes Modell mehr davon.

Grund für den chronischen Defekt sind zwei Gummistempel, die den Film während des Schleifvorgangs in Position halten sollen. Dieses Gummi ist heute allerdings nicht nur bretthart, es zerfällt auch bei der kleinsten Berührung zu Staub, so dass der Film beim Schleifvorgang nicht mehr festgehalten wird. Über die Jahre sind mir etwa ein halbes Dutzend dieser Klebepressen zugelaufen, und immer fehlte das Gummi schon ganz oder teilweise. Ersatzteile? Gibt’s seit 40 Jahren nicht mehr. Dabei ist die Reparatur ganz einfach, kostet keine 2€ und keine 10 Minuten.

Der Gummistempel lässt sich nämlich ganz einfach nachbauen: Aus Sugru. Diese „formbare Klebeknete“ bekommt man z.B. bei Amazon, oder direkt bei sugru.com. Die Farbe spielt keine Rolle, nur von der „Familienfreundlichen Formel“ rate ich ab. Sie braucht mehrere Tage zum Trocknen und ist m.E. weniger stabil.

Als erstes reinigen wir die Klebepresse, vor allem der Schnittbereich sollte frei von Schleifstaub, Dreck und Kleberesten sein, damit wir diese nicht unseren Stempel einarbeiten. Zur Reinigung ist Aceton auf einem Wattestäbchen gut geeignet.

Zur Reparatur schieben wir als erstes den Schieber der Schleifvorrichtung auf eine mittige Position. Dann schneiden wir etwas Sugru aus dem frisch geöffneten Tütchen ab, kneten es kurz weich und drücken je eine ca. 2-3 cm lange Wurst dorthin, wo einst das Gummi saß. Mit den Fingern sorgen wir dafür, dass die Metallfüße, die einst das Gummi trugen, etwa mittig in unserer Sugru-Wurst liegen. Mit einem angefeuchteten Finger lässt sich das Sugru hübsch glattstreichen. Es ist darauf zu achten, dass möglichst kein Sugru auf die geriffelten Schleifmesser kommt, ggf. muss das von dort nach dem Trocknen sonst wieder entfernt werden. Wer mag, schützt die Schleifwerkzeuge seitlich mit einer „Wand“ aus Tesafilm, das sich dann problemlos vom getrockneten Sugru rückstandsfrei abziehen lässt.

Ist das Sugru im Schleifhebel angebracht, befeuchten wir die Gegenseite der Klebepresse mit etwas Spüli-Wasser, so dass das Sugru hier nicht festklebt. Nun schliessen wir die Klebepresse einmal kurz und öffnen sie gleich wieder. Ohne den so neu geformten Stempel zu berühren, lassen wir die Klebepresse jetzt 24 Stunden lang offen stehen, so lange braucht das Sugru, um auszuhärten.

Sind die 24 Stunden vergangen, kann man mit einem Cutter einfach hässliche Überstände sauber abschneiden. Am besten (und originalsten) sieht es aus, wenn man von oben betrachtet kein Sugru mehr sieht. Auch die Schleifwerkzeuge sind ggf. wieder freizuschneiden.

Fertig!

So sieht der neu gefertigte „Stempel“ nach dem Aushärten und Zurechtschneiden aus. Er hält den zu schleifenden Film ganz vorzüglich und schonend fest. Deutlich zu sehen sind die Abdrücke der Haltestifte.
Hier sind nochmals beide Haltestempel zu sehen.
Friedemann Wachsmuth

Schmalfilmer, Dunkelkammerad, Selbermacher, Zerleger, Reparierer und guter Freund des Assistenten Zufalls. Nimmt sich immer viel zu viele Projekte vor.

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