Selbstgebaute Trockner-Vorrichtung für Schmalfilm

Selbstgebaute Trockner-Vorrichtung für Schmalfilm

Für das Selbstentwickeln von Schmalfilm ist der Lomo-Tank ein praktikables Werkzeug.
Das abschliessende Trocknen des Films ist damit jedoch nicht gelöst.

Im Prinzip kann der Film zwar nach Ende des Entwicklungsprozesses im Spiraleinsatz des
Lomo-Tanks verbleiben und darin abtrocknen (ich nehme dazu die obere Spiral-Hälfte ab), der Trocknungsvorgang dauert dabei aber recht lange und die Spirale ist in dieser Zeit für weiteres Filmentwickeln nicht verfügbar.
Zudem besteht nach dem Abnehmen der oberen Spiral-Hälfte vor allem bei 16mm breitem Film die Gefahr, daß der feuchte Film stellenweise zusammenklebt.

Auch das lose Aufhängen von vielen Metern Film auf einer Wäscheleine ist keine befriedigende Lösung.

Ich habe mich daher vom HT-Rohr-Entwicklungstank inspirieren lassen und ebenfalls auf Basis eines HT-Rohrs mit einfachen Mitteln eine Trockner-Vorrichtung gebaut.

Filmtrockner01
Filmtrockner02
Filmtrockner03

Als Grundkörper der Trockner-Vorrichtung dient ein HT-Rohr, Durchmesser 110 mm, 1 Meter lang.
An den beiden Enden werden in gleichmässigem Abstand jeweils mindestens 6 Löcher gebohrt
(besser wären 8 Löcher).

Durch diese Löcher wird Kunststoff-Wäscheleine (ohne Stahlkern) gefädelt und unter Spannung aussen auf der Wandung zur Bohrung am gegenüberliegenden Rohrende geführt.

Zwischen HT-Rohr und und Wäscheleinen-Bespannung habe ich dünnes Schaumstoff-Gewebe
(Antirutsch-Teppichunterlage) geklemmt und mit doppelseitigem Klebeband am HT-Rohr befestigt.

Der Filmstreifen wird von der Entwicklungsspirale auf das Trockner-Rohr aufgespult, er liegt punktuell auf der Wäscheleine auf.
Überschüssige Feuchtigkeit wird vom Schaumstoff-Gewebe aufgenommen.

Das HT-Rohr in der beschriebenen Größe kann bequem eine 10Meter-Spule Doppel8-Film oder 15 Meter Super-8 aufnehmen.
Bei sauberer, enger Wicklung passen auch 2 Super8-Filme auf das Rohr.
Abmessungen und Gewicht des HT-Rohrs lassen dabei noch relativ leicht das Halten mit einer Hand zu, während die andere Hand das Abspulen von der Entwicklerspirale oder nach dem Trocknen das Aufspulen auf eine Filmspule übernimmt.

Das HT-Rohr mit dem aufgewickelten Film kann flexibel an einem Ort nach Wahl (möglichst staubfrei) zum Trocknen aufgestellt werden.
Die standardmässige Muffen-Aufweitung an einem Rohrende sorgt dabei für einen sicheren Stand.

Klaus Schreier

hört Platten, fotografiert Kleinbild, filmt Schmal und dilettiert in der Dunkelkammer und am Schneidetisch

7 Kommentare

Olaf S8 Veröffentlicht am20:46 - 25. Juni 2013

Sehr einfache und praktische Idee. Ist denn das Schaumstoff Gewebe deiner Meinung nach notwendig ? Und wie sieht es mit Spuren auf dem Film aus, die auf der Wäscheleine Kontakt hatten ? Für mein Gefühl sind da ein wenig zu viele Kontaktstellen bei dieser Methode aber die Lösung ist wirklich sehr kostengünstig und platzsparend …

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am00:51 - 26. Juni 2013

    Aufliegen tut ja nicht die Schicht, sondern die Trägerseite. Das ist spurlos und völlig unproblematisch, die ist nass genauso unempfindlich wie trocken.

    Nur heiß sollte man bei dieser Konstruktion nicht trocknen, sonst könnte der Film ein wenig sechseckig werden (was sich aber meist auch nach ein paar Tagen gibt)

    Klaus Schreier Veröffentlicht am10:46 - 26. Juni 2013

    Der Film wird, wie Friedemann schon richtig festgestellt hat, mit der Schichtseite nach aussen aufgespult.
    Die Wäscheleine-Kontaktstellen sind von daher kein Problem.
    Es wären sogar 8 oder 10 Kontaktstellen je Durchmesser besser als die von mir gebauten 6 – da sich
    1.
    dann der aufgewickelte Film immer mehr der Kreisform annähert und die Filmknicke entsprechend reduziert sind (diese Knicke geben sich aber nach einer Zeit auf der Spule ohnehin wieder)
    2.
    der Film weniger auf der Schaumstoff-Unterlage aufsteht, was er nämlich zwischen den 6 Auflagerpunkten doch tut.
    Er „backt“ beim ‚Trocknen etwas an der Unterlage fest – man kann ihn aber ohne Probleme und vor allem ohne Rückstände von der Unterlage abziehen.
    Ein Test-Durchlauf lediglich mit Zewa-Küchentuch als Unterlage hatte leider das Ergebnis, das sich Zewa-Fasern am Filmstreifen verklebten. Von daher ist so ein Schaumstoff gut geeignet.
    Ohne saugfähige Unterlage glaube ich würde das Wasser zwischen Rohrwandung und Film wie ein Schmierfilm stehen und ewig nicht abtrocknen (ähnlich wie beim Trocknen in der Spirale)

    Bei selbstentwickelten alten Agfas ist das Problem von evtl. Trocknungs-Spuren eh zu vernachlässigen, da diese Filme durch das Entfernen der Remjet-Schicht und durch generelle Unzulänglichkeiten bei der Hand-Entwicklung eh recht „dreckig“ und „verschrammt“ im „Retro-Look“ daherkommen.
    Nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich noch nie einen aktuellen E100D
    selbst entwickelt.
    Dieses Material ist mir dafür dann doch zu hochwertig – dem „gönne“ ich eine Profi-Entwicklung bei Andec.

Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am00:50 - 26. Juni 2013

Sehr gute Idee. Gerade das mit dem Schaumstoff. Mit Vier kleinen Sofa-Rollen und einem Holzbrett könnte man sich noch eine einfache Lagerung zum vereinfachten Auf-und Abwickeln bauen. 🙂

Olaf S8 Veröffentlicht am12:14 - 26. Juni 2013

Ich hatte mal nach Drehtellern geschaut, die sind recht günstig zu haben und würden dem Rohr einen besseren Stand verleihen und wie Friedemannn vorschlug ein Auf- und Abwickeln wohl sehr erleichtern. Die Idee ist klasse und ausbaufähig …

Bernhard Plank Veröffentlicht am13:00 - 26. Juni 2013

Das mit dem Schaumstoff gefällt mir auch gut.

Klaus Schreier Veröffentlicht am14:08 - 26. Juni 2013

Ich muss gestehen, daß mit dem Schaumstoff habe ich mir von „unserem“ Filmtechniker Simon Wyss aus Basel abgeguckt:
http://www.filmvorfuehrer.de/gallery/image/3448-trockentrommel/
Mit entsprechend geripptem Material wie auf diesem Bild kann man wohl auf die
Wäscheleine verzichten.

Schreibe eine Antwort zu Bernhard PlankAntwort abbrechen