ST8 OF THE ART – erster internationaler Super8-Wettbewerb beim Filmfest Bremen 2022

ST8 OF THE ART  – erster internationaler Super8-Wettbewerb beim Filmfest Bremen 2022

Am vergangenen Freitag fand beim Filmfest Bremen im traditionsreichen Kommunalkino City 46 der erste internationale Super8-Wettbewerb statt. Nach Aussage des Veranstalters wurden über 40 Filme eingereicht, von denen 19 Filme aus verschiedenen europäischen Ländern und Singapur (1 Film) im Wettbewerb gezeigt wurden .

Stimmungsvolles Entrée aus den 1950er Jahren im Kino City46

Die Vorführung der Filme erfolgte in zwei Blöcken:

Im ersten Block wurden zwölf Filme als digitale Abtastung mit Beamer projeziert. Die meisten dieser Filme wurden auf Vision-Farbnegativmaterial gedreht, es gab aber auch gescanntes Found-Footage-Material und Filme die auf Umkehrmaterial gedreht wurden. Allen 12 Filmen gemein war die digitale Postproduktion.

Sieben Super8-Umkehr-Originale wurden traditionell mit Filmprojektor projeziert, wobei der Ton teils separat von digitaler Quelle mehr oder weniger synchron zugespielt, oder aber klassisch von der Magnetrandspur des Super8-Films über die Kino-Anlage abgespielt wurde (1 Film war komplett stumm).

Als Projektor stand ein Bauer T600 mit 150 W Halogen Lichtleistung zur Verfügung, der in der Mitte des Zuschauerraums aufgebaut war. Projezierbare Bildgröße und Lichtstärke reichten natürlich nicht an den Beamer heran, durch die Aufteilung in die zwei Vorführungsblöcke war dieser Unterschied jedoch nicht so störend. Der Ton aller Filme mit Magnetrandspur kam allerdings erstaunlich leise und dünn aus der Kino-Soundanlage. Das geht besser!

Jan, langjähriger Projektionist des City46, mit praktischer Erfahrung in analoger Projektion von 8mm-Schmalfilm bis 70mm-Telleranlage

Auffällig war der große Anteil an Filmen (5 Stück) die ursprünglich für den Straight8-Wettbewerb oder das Filmfestival im Schweizer Neuchatel gedreht wurden. Es handelt sich dabei um Filme, die nach den Regeln dieser Wettbewerbe komplett ohne nachträgliche Bearbeitung in der Kamera „geschnitten“ werden und durch möglichst exaktes Timing mit dem Zeitumfang einer Super8-Kassette auskommen müssen.

Moderator Andre Feldmann führte launig durch den Abend und bat nach jedem Film die Filmemacher, die überwiegend persönlich anwesend waren, zu einem Filmgespräch auf die Bühne, so daß erst nach Mitternacht die Gewinner feststanden.

Ganz rechts im Bild: Alfred Tews, Super8-Begeisterter und Organisator des Wettbewerbs 2ter v. rechts: André Feldhaus, Moderator des Abends

Die Gewinner wurden vom Publikum gewählt, aufgrund gleicher Stimmenanzahl wurden der erste und der dritte Preis jeweils zweimal vergeben:

1. Preis

Zyklus von Eva Matz und Jonas Schmieta

Dieser Film hat die Besonderheit, daß er ursprünglich bereits 2021 für Super8 meets Literature –einem Super8-Kunstprojekt des Filmfestes Bremen- entstanden ist und dort als analog vorgeführter ungeschnittener Original-Umkehrfilm in Kombination mit Live-Musik und live eingesprochenem Text zum Gewinner gekürt wurde. Beim diesjährigen Super8-Wettbewerb nun wurde die digitalisierte Fassung gezeigt, mit im Studio eingesprochenem Text und teilweise leicht abgeänderter Bildfolge (beim Filmgespräch wurde vom „Directors Cut“ gesprochen). Auf Musik wurde in der Neufassung verzichtet, stattdessen wurde die Tonspur um feindosierte Geräuscheffekte ergänzt. (Beim verlinkten Film handelt es sich um die ursprüngliche Live-Fassung von 2021)

Dirty Sally von Ross McClure

Eine professionelle Filmproduktion auf Vision-Negativmaterial für den Straight-8-Wettbewerb, bei der augenscheinlich wenig Kosten und Mühen gescheut wurden, um auf überzeugende Art und Weise einen 70er-Jahre-Kriminalfilmlook à la Dirty Harry zu reproduzieren.

2. Preis

Achteraus von Gunnar Grah, Andreas Kersten und Florian Rau

Der Film hat bereits 2019 beim Filmfest Weiterstadt den ersten Preis des Super8-Wettbewerbs gewonnen. Weitere Infos zu Film und Filmemacher gibt es daher in diesem filmkorn-Artikel. Der Film wurde als Super8-Original mit Magnetton gezeigt.

3. Preis

Lap Dance von Alex Beriault

Moderne Tanz-Performance in einer einzigen langen Plan-Sequenz in Schwarz-Weiß und ohne Ton. Erstaunlich, daß dieser sehr sperrige Film -als erster der sieben Original-Filme analog projeziert- vom Publikum mit einem Preis bedacht wurde. Alex Beriault arbeitet auch mit 16mm-Film.

Pakt von Marlon Math

Marlon Alberto Math studiert an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf (Animation) und geht nach eigener Aussage seinen Dozenten damit auf die Nerven, immer nur auf echtem Film drehen zu wollen.

Sein Film, der von einem Pakt mit dem Teufel erzählt, erinnert mit seinen in Stop-Motion-Technik agierenden Schauspielern an die Filme von Jan Svankmeier und ist in expressionistisch ausgeleuchtetem Schwarz-Weiß auf Tri-X-Umkehrmaterial entstanden. Vorgeführt wurde jedoch eine digitale Abtastung, da Schnitt und sonstige Postproduktion digital durchgeführt wurde.

Fazit

Der erste internationale Super8-Wettbewerb in Bremen war eine lange, aber dennoch kurzweilige Veranstaltung, die einen interessanten Querschnitt durch das aktuelle Schmalfilm-Schaffen zeigte. Vielen Dank an die Teams von Filmfest und City46, insbesondere an Alfred und Jan!

Klaus Schreier

hört Platten, fotografiert Kleinbild, filmt Schmal und dilettiert in der Dunkelkammer und am Schneidetisch

1 Kommentar bisher

SUPER 8 EXPANDED Veröffentlicht am00:28 - 27. April 2022

[…] 8 Expanded war der zweite Super8-Abend beim diesjährigen Filmfest Bremen. Nachdem am Freitagabend der internationale Super8-Wettbewerb im Kommunalen Kino City 46 in etwas intimeren Rahmen über die Bühne ging, war diese […]

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