Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit bei einem privaten Filmabend von fünf ehemaligen Schulfreunden dabei zu sein. Sie hatten als Jugendliche um das Jahr 1983 herum einen großen Teil Ihrer Freizeit in den Dreh von z.T. technisch sehr aufwändig gemachten Super 8-Filmen investiert.
Sessil S. zeigte zwei seiner damaligen Filme. Die im Artikel verwendeten Super8-Einzelbilder stammen aus diesen beiden Filmen.
„PSI“ -Können Gedanken töten ?
Der ca. 10minütige Film bietet eine krude Mischung aus Versatzstücken von James Bond-Filmen und Psycho-Thrillern. Die jugendlichen Darsteller sind für ihre Rollen natürlich viel zu jung und durch schier endlose Verfolgungsjagden tritt die Handlung stark in den Hintergrund.
Bei den Actionszenen zeigten die jungen Männer aber vollen Körpereinsatz und purzeln z.B. nach einem Handgemenge mit spektakulärem Überschlag in Zeitlupe einen Hang hinunter.
Bei „Zwischenfall im Orbit“ versuchten sich Sessil S. und seine Freunde im Science-Fiction-Genre (es war die Zeit von „Star Wars“ !) Die sehr aufwendig gemachten Modellaufnahmen der Raumschiffe wirken auch heute noch sehr überzeugend. Es handelte sich dabei um Militärjet-Plastikbausätze, die abweichend von der Anleitung zusammengebaut wurden. Planetare Landschaften aus Gips mit explodierenden Himmelskörpern konnten hingegen optisch weniger überzeugen. Mit Großaufnahmen der Schieberegler der väterlichen Stereoanlage oder der roten Anzeige einer digitalen Quarzuhr wurden die Cockpit-Elemente der Raumschiffe dargestellt.
Die Spielsequenzen mit den Darstellern wurden auf einer Abraumhalde gedreht. Ein starker Farbfilter sorgte für extraterrestrische Lichtstimmung. Die Bodenplatte eines Hochspannungsmasten diente zur Inszenierung der Landung auf einem fremden Planeten. Durch Verwendung des Zooms wurde -ähnlich wie bei Raumpatrouille Orion- eine sich auf die Planetenoberfläche absenkende Aufzugplattform vorgetäuscht.
Im Laufe des Abends öffnete Holger N. – der „Mastermind“ der damaligen Filmgruppe eine riesige Sporttasche mit weiteren Super8 Filmen der Teenager jender Zeit, alle seit über 40 Jahren nicht mehr vorgeführt, ja manche Filme erlebten ihre späte Premiere !
Bernd W., Bernd K. und Thomas W. spielten hier weitere Actionszenen – oft komplett sinnbefreit, jedoch mit im Laufe der Zeit immer größerem Aufwand und immer besserem Equipment.
So spielte z.B. Thomas W. einen Architekten, der von brutalistischen Bauplänen in seinen Phantasien verfolgt wird und von den eigenen von ihm entworfenen hässlichen Betonburgen in den Selbstmord getrieben wird. Hier beeindrucken Sequenzen die -dank Beaulieu-Filmkamera- in Zeitlupe mit 80/B/s gedreht wurden und dabei keinerlei Bildstandsprobleme aufweisen. Für die Titel wurden Schriften mithilfe eines Commodore VC20 erzeugt und vom Computer-Bildschirm als minutenlange Doppelbelichtung -möglich durch Verwendung einer 60m-Filmkassette- ins Filmbild eingeblendet.
Alle Filme wurden übrigens als Stummfilme gedreht, zum Teil aber sehr aufwendig nachvertont: nachgesprochene Dialoge und Musik von damals erhältlichen Soundtrack-Schallplatten.
Tags darauf wanderten wir an einige der originalen Drehplätze und die ehemaligen Schulfreunde erinnerten sich an „ihre“ wilden 1980er-Jahre.
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