Mit einer Suchanzeige im Filmvorführerforum fing es an: Das Bayerische Fernsehen suchte aktive Schmalfilmer aus Oberbayern für eine Reportage. Ich wohne zwar schon seit vielen Jahren nicht mehr in Oberbayern sondern jetzt im Frankenland, also im Norden von Bayern, dennoch antwortete ich auf die Suchanzeige – und erlebte eine Überraschung: Der Redakteur war ein ehemaliger Mitschüler aus meiner Schulzeit im Gymnasium in Garmisch-Partenkirchen. Damit nicht genug: Wir hatten damals sogar in den gleichen Arbeitsgemeinschaften „Schmalfilm“ und „Fotolabor“ in den 1970er Jahren mitgemacht! Gute Voraussetzungen also, um schnell einen guten Draht zu haben. Und so kam es, dass die geplante Reportage am Samstag, dem 21. Juni 2014 in Erlangen entstand.
Mit Forumsmitglied „Regular8“ (Bernhard Plank), Entwicklungs-Freak Friedemann Wachsmuth, meinem neunjährigen Sohn und mir stand eine kleine Mannschaft aus vier aktiven Schmalfilmern am Samstagmittag ab 12:30 in Erlangen bereit, um den BR bei seiner Reportage zu unterstützen. BR-Freelancer Matthias von Mutius wurde dabei von seinem 18 jährigen Sohn Joschi als Kamera- und Ton-Assistent unterstützt. Nach einer Vorbesprechung beim Mittagessen, die natürlich zu einer ausgesprochenen Fachsimpelei über Schmalfilm wurde, zogen wir in den nahegelegenen Schloßpark, wo wir im Teilbereich der barocken Schloßanlage mit dem Aufbau der Technik begannen. Ausgestattet mit einer Nikon R10 Super Zoom, einer Canon 814 XL, zwei großen Nizo-Silberlingen (S560 und 801), einer kleinen Doppel8 Bolex C8 und einer Wundertüte voller ADOX-Kassetten und Foma Doppel8-Material begannen wir unsere Aufnahmen. Jeder filmte jeden und jeder jeden beim Filmen und so entstanden naturgemäß neben vielen Aufnahmen aus dem Bereich der barocken Schloßanlage und der Erlanger Altstadt viele Making-of-Filme. Auch BR-Mann Matthias von Mutius griff neben der modernen Reportage-Technik selber zur Bolex C8 und filmte mit klassischer Filmtechnik eine Vielzahl von Szenen, die er in seine Reportage mit einzuschneiden beabsichtigt.
Bei mir Zuhause angekommen, verwandelte Friedemann den Keller flugs in eine Entwicklungsanstalt. Die Sauna wurde mit Hilfe von etwas Alufolie und Gaffertape zur Dunkelkammer und die Waschküche zum Nassbereich für die sich anschließenden, umfangreichen Entwicklungsarbeiten. Gearbeitet wurde mit der Lomo-Entwicklungsdose (vulgo „Tretmine“). Die Entwicklerchemie basierte auf Peacemanol, also Dokumol als Entwickler und den in der verblichenen Zeitschrift „Schmalfilm“ von Friedemann veröffentlichten Entwicklungstipps. So wurden an diesem Abend stattliche 135 Meter an 8mm-Schmalfilm umkehrentwickelt – verbunden mit intensiven Fachgesprächen rund um den analogen Film, vielen filmerischen Anekdoten, Raucherpausen für die Süchtigen, Schnittchen für die hungrigen Mägen und dem guten „Storchen-Bier“ aus einer lokalen Micro-Brauerei.
Anschließend wurden die Filme mit einem Beaulieu 708 und einem Siemens P800 vorgeführt und dabei auf Video transferiert, um sie auch für die weitere TV-Post-Production verfügbar zu haben. Als alles fertig war, war es schließlich 2:15 und alle Mitstreiter fielen müde und glücklich in ihre Betten.
Was war das schmalfilmerische Ergebnis? Ersten viel Spaß, zweitens viel Fachsimpelei, drittens die Begeisterung über die Qualität des neuen ADOX-Filmmaterials CHS 100 II (PET), der an diesem Tag vier aktive Schmalfilmer restlos überzeugt hat und viertens die interessante Einsicht, wie unterschiedlich wir Schmalfilmer unsere Filme gestalten und wie unterschiedlich unser Blick durch den Sucher die Welt sieht. Nebenher gab es am Sonntag noch die Feststellung von Friedmann Wachsmuth, dass er noch nie so viel Ente für so wenig Geld gegessen hat (in einer einschlägig bekannten Kellerwirtschaft am Erlanger Burgberg). Alle beteiligten Schmalfilmer waren sich einig: Es soll unbedingt eine Wiederholung dieses produktiven Zusammentreffens geben!
Sendetermin für die Reportage ist: Mittwoch, 25.Juni im bayerischen Fernsehen in der „Abendschau“ im Zeitfenster von 18:00 bis 18:45 (vor den Hauptnachrichten) – und danach im Internet unter www.br.de. Wir sind schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie Matthias diesen Tag zusammenfassen wird!
[Alle Fotos: Bernhard Plank]
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