Persönliche Filmsignaturen

Persönliche Filmsignaturen

Die Urlaubsfilme kommen zurück aus dem Labor. Acht kleine, schwarze Spulen. Der Anfang jeder einzelnen Spule wird begutachtet. Und nun beginnt die Sucherei und das ewige Rätselraten. War man nun am dritten oder am vierten Tag auf dem Kamelmarkt und war die Strandszene nun vorher oder nachher? Wenn man sich nur an die Abfolge erinnern könnte. Kommt das jemandem bekannt vor? Mir ging das immer so.

Laborspulenhaufen

Zugegeben, es waren keine unlösbaren Probleme und man hat eigentlich immer spätestens nach einer halben Stunde klar gesehen. Aber in der halben Stunde gab es Verwirrung ohne Ende, die noch größer wurde, wenn Material mehrerer filmender Personen oder aus mehreren Kameras zusammengeschnitten werden sollten, oder wenn der Urlaub länger dauerte und mehr Spulen zusammen kamen. Fast verrückt wurde ich 1995 nach einem längeren USA-Urlaub und irgend etwas um die 30 oder mehr Super8 Kassetten.

Irgendwann sollte dann endgültig Schluss sein mit dem Schlamassel. Ich nahm mir beschriftete Zettel mit, auf die ich das Datum des „Einlegetages“ und eine fortlaufende Nummer schrieb und am Anfang jeder Kassette kurz abfilmte (mit der Zeit wurden aus den einfachen Zetteln dann Infotafeln mit allerhand technischen Details).

Titlechart

Das Problem verringerte sich. Nun musste man einfach jede Spule testweise einmal in den Betrachter einlegen und den abgefilmten Titelzettel lesen und die fortlaufende Nummer dann auf die Spule schreiben, um diese dann in der richtigen Reihenfolge sortieren zu können.

Doch noch einfacher geht es, wenn der Filmstreifen am Anfang bereits eine persönliche Signatur trägt, die sogar mit bloßem Auge und somit ohne jeglichen Betrachter sichtbar ist. Man wickelt dann nur noch den Weißfilmvorspann jeder Laborspule ab und dort wo der belichtete Film beginnt, steht die fortlaufende Nummer in klar lesbaren Zahlen. Wer mag kann auch noch den eigenen Namen oder andere Informationen dazu packen. Und schon ist die Ordnung perfekt. Alles was dazu benötigt wird, ist eine Kamera mit Einzelbildschaltung und ein selbst zusammen gebundenes DIN A4 Heft. In diesem selbstgebastelten Heft befinden sich Blätter auf denen riesig große Buchstaben ausgedruckt sind (ein einziger Buchstabe pro Blatt). Nun werden die Buchstaben und Zahlen der Reihe nach mit der Einzelbildschaltung abfotografiert. Ein Druck auf den Auslöser, umblättern, Auslöser, umblättern, Auslöser, umblättern… fertig. Innerhalb einer oder zwei Minuten hat man eine persönliche Filmsignatur.

persönliche Filmsignierung

Mein erstes Heft war ein universell verwenbares Heft, in welchem einfach das gesamte Alphabet Buchstabe für Buchstabe nacheinander abgedruckt war. Es sollte mir ermöglichen, zu jeder Gelegenheit einen frei wählbaren Text abzufotografieren. Im Frankreichurlaub sollte auf die erste Kassette also „Frankreich 1998 Nr. 01“ belichtet werden, im Italienurlaub „Italien 2002 Nr. 01“ und so weiter. Ich druckte mir so ein Heft aus und stellte dann fest, dass das Hin- und Hergeblättere im Alphabet beim Abfotografieren des Titels mir derart lästig war, dass ich oft beim Einlegen der neuen Kassette keine große Lust mehr verspürte an dieser Methode festzuhalten. Zudem verlor ein Fotogroßlabor zu dieser Zeit mal ein paar Filme (ich bekam meine Papierabzüge in der Labortüte zurück, aber die Negative fehlten und konnten auch nicht mehr gefunden werden). So kam ich darauf, die Filme urlaubsübergreifend immer mit meinem Namen zu beschriften und die Nummerierung durchgängig fortlaufen zu lassen. Im Falle einer Verwechslung von Auftragstüten und Negativen oder Filmen kann das Labor mit Titeln wie „Frankreich 1998“ nicht viel anfangen, wohl aber mit meinem Namen.

Am besten druckt man sich also genau die Buchstaben aus, die man zur Zusammensetzung des eigenen Namens braucht und zwar genau in der Reihenfolge, in welcher sie benötigt werden. Möchte also jemand seinen Namen „Hans Meier“ als Signatur verwenden, druckt man also die Blätter H – A – N – S – Leerseite – M – E – I – E – R – aus. Es ist zwar verlockend mehrfach vorkommende Buchstaben (z.B. „MEIER“ = zwei mal „E“) nur ein einziges mal auszudrucken, aber das Herumblättern ist so lästig, dass es sich viel mehr empfiehlt, mehrfach vorkommende Buchstaben auch wirklich mehrfach auszudrucken. Das erspart lästiges Hin- und Herblättern beim Abfotografieren.

Bevor man sich aber ans Ausdrucken macht, sollte man überlegen, wie die Buchstaben und Zahlen auf dem Film liegen sollen. Sollen sie beispielsweise von der Filmaußenseite (also der Glanzseite) gelesen werden können, oder von der Filminnenseite aus? Soll die Perforation unten liegen, wenn man den Film aus der Spule heraus zieht, oder oben? Diese Parameter entscheiden, wie man die Buchstaben ausdrucken und in welcher Reihenfolge man sie abfotografieren muss. Man kann da nämlich leider auch einiges falsch machen. Dann sind die Buchstaben spiegelverkehrt, oder kommen in falscher Reihenfolge. Es gibt insgesamt 8 Möglichkeiten, von denen aber nur 4 wirklich sinnvoll sind.

filmstreifentiteleibelichtung

Wenn die Schrift beispielsweise in der selben Richtung gelesen werden soll, wie der Film „vorwärts“ transportiert wird, dann müssen die Buchstaben in der normalen Reihenfolge abfotografiert werden. Soll die Leserichtung der Schrift aber entgegengesetzt der Transportrichtung im Projektor sein, muss man die Buchstaben in umgekehrter Reihenfolge abfotografieren. Das erfordert ein höheres Maß an Konzentration beim Abfotografieren. Wichtig ist auch noch, dass die Buchstaben in jedem Fall im Bild „quer“ liegen müssen, damit sie später bei Horizontallage des Films richtig herum erscheinen.

Filmsignierungsheft


Empfehlen kann ich hier eigentlich nur zwei von den vier sinnvollen Methoden.

A) Die Schrift soll von der Schichtseite (Spuleninnenseite des Filmstreifens) aus in Transportrichtung gelesen werden, die Perforation befindet sich unten:

Die Buchstaben in gewünschter, gut lesbarer Schriftart so ausdrucken, dass jeder Buchstabe eine hochformatige DIN A4 Seite belegt. Es wird empfohlen am Drucker den beidseitigen Druck zu deaktivieren. Bei beidseitiger Bedruckung muss man das Heft beim Abfotografieren für jedes Einzelbild neu positionieren. Das macht die Sache unnötig kompliziert. Jedes Blatt wird nur auf einer Seite bedruckt und auf jeder Seite steht nur ein einziger Buchstabe. Nach den ganzen Buchstaben erfolgt der Ausdruck der Zahlen 0 bis 9. Nun ordnet man die Blätter in der richtigen Reihenfolge an, also Deckblatt-Leerseite-H-A-N-S-Leerseite-M-E-I-E-R-Leerseite-0-1-2-3-4-5-6-7-8-9-Leerseite-Deckblatt und legt den Blattstapel querformatig so vor sich, dass der Buchstabenfuss links ist. Der  Buchstabe liegt auf dem Bauch und blickt nach unten.

R unten fuss links

Jetzt wird die obere Kante des querformatigen Stapels gebunden. Dazu gibt es mehrere im Handel erhältliche Systeme. Ich verwende für solche Sachen gerne die ibiClick-Bindung. Sie ist mehrmals korrigierbar (lässt sich immer wieder auf und zu machen, neue Blätter lassen sich einfügen, alte herausnehmen), ist trotzdem stabil, die Blätter lassen sich problemlos 360° um die Kunststoffspirale herumwickeln. Aber natürlich geht auch nahezu jedes andere System. Weniger geeignet sind nur Systeme, bei denen sich das gebundene Heft nicht komplett „umbiegen“ lässt (z.B. Thermobindemappen, Klemmschienen, o.ä.).

Filmsignierungsheft

Wenn man dann so weit ist, legt man das Heft nun auf den Boden oder den Tisch, richtet die Kamera darauf aus, stellt scharf (wobei eine exakte Scharfstellung hier ausnahmsweise mal gar nicht so wichtig ist, da es ja nur um die Lesbarkeit der Buchstaben im unvergrößerten Zustand geht und leichte Unschärfen mit dem bloßen Auge gar nicht sichtbar sind), berücksichtigt bei der Einstellung der Blende die Tatsache, dass das weiße Blatt den Belichtungsmesser normalerweise zur Unterbelichtung führen würde – man also mit absichtlicher Überbelichtung kompensieren muss. Und dann legt man eine Kassette in die Kamera ein, filmt zur Sicherheit eine Sekunde irgend etwas (zur Überbrückung des Burn Outs am Filmanfang), und dann stellt man die Kamera auf Einzelbildaufnahme und fotografiert je Blatt einmal – so lange, bis man den Namen durch hat und bei der fortlaufenden Nummerierung muss man dann eben in den Zahlenseiten herumblättern und sich Bild für Bild seine Nummer zusammen belichten.

B) Wenn die Schrift von der Glanzseite (Spulenaussenseite des Filmstreifens) in Transportrichtung gelesen werden soll und die Perforation sich oben befindet:

Dann verfahre man wie in Fall A, aber mit dem Unterschied, dass die Buchstaben beim Abfotografieren erstens spiegelverkehrt ausgedruckt sein müssen, zweitens quer auf dem Bauch liegen müssen, also mit Blickrichtung nach unten und drittens der Buchstabenfuss auf der rechten Seite sein muss. Alles andere läuft wie oben beschrieben.

r spiegel unten fuss rechts

Man muss nun nur immer das DIN A4 Heft in der Fototasche mit sich führen, um bei Kassettenwechsel wieder die Signatur aufbelichten zu können.

Ich wende diese Methode seit einiger Zeit an und bin sehr zufrieden. Ein Kassettenanfang von mir sieht üblicherweise (meist so aus):

  1. Name (falls im Labor mal was durcheinander kommt, wird die Zuordnung leichter).
  2. Filmkassettennummer (fortlaufende Zahl, wird von mir in einer Excel Liste gepflegt)

Alle weiteren Informationen werden nicht Buchstabe für Buchstabe belichtet, sondern als Ganzes auf jeweils einer Seite, denn diese Informationen muss man nicht unbedingt mit bloßem Auge und unvergrößert lesen können. Es reicht, wenn es im Betrachter lesbar ist:

  1. Kameramodell
  2. optionaler Vermerk (Film aus Meterware, oder aus DS8 geschnitten)
  3. Jahreszahl/Datum der Verfilmung
  4. Filmhersteller (Kodak, Fuji, Agfa, Orwo, Adox, …)
  5. Filmsorte (E100D, 50D, UN54)
  6. sonstige Vermerke, die sich auf die ganze Kassette beziehen (z.B. Polfilter Dauereinsatz, oder ND Filter, Kamera auf „Kunstlicht“ gestellt – was macht die Belichtungsautomatik?)

Wem das Ausdrucken, Binden, Mitführen eines DIN A4 Heftes zu umständlich ist, aber trotzdem seine Urlaubsfilme gerne der Reihe nach signiert hätte, für den hätte ich noch was ganz Simples in petto. Man kann auch einfach einen Tageskalenderblock mitnehmen (also so ein Abreissblöckchen, bei dem jeder Tag ein eigenes Blättchen mit einer großen Zahl drauf hat). Da filmt man dann am Anfang der ersten Kassette einfach die Zahl EINS vom 1. Januar ab (und zwar querliegend, damit die Zahl die gesamte Breite des Bildes einnehmen kann und somit größer ist, als wenn man nur die Höhe des Bildes nutzt). Danach reisst man den 1. Januar ab. Die zweite Kassette wird am Anfang mit dem 2. Januar kurz abgefilmt (wieder querliegend) und so weiter. Man darf jetzt nur nicht mehr als 31 Kassetten in einem Urlaub verfilmen. 😉

Bernhard Plank

6 Kommentare

Thorsten Veröffentlicht am12:26 - 25. Juni 2013

Ich gebe meine Filmen einfach Nummern (1, 2, usw.) auf den Kassetten mit und bitte ANDEC diese Nummern zu übertragen. Zurück bekomme ich dann die Filme mit den fortlaufenden, hochzählenden Labornummern. Abgleich mit dem „Film-Zettel“ und alles paßt.

Nicht so schick wie Bernhards Methode, aber quick and simple

    Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am01:09 - 26. Juni 2013

    Gut zu wissen, dass Andec solche Nummern überträgt. 🙂

Bernhard Plank Veröffentlicht am14:42 - 25. Juni 2013

Um so besser. Plankfuzius sagt: Wenns funktioniert und hilft, wars richtig. 🙂

    Silas Leachman Veröffentlicht am20:44 - 25. Juni 2013

    Ich habe damals immer fortlaufend numeriert und zu den einzelnen Filmen Notizen in einem kleinen Heft gemacht.
    Die Nummern auf den Kodak Entwicklungsbeutel und ich konnte die Filme immer sofort zuordnen.

      Friedemann Wachsmuth Veröffentlicht am01:11 - 26. Juni 2013

      Zu K40-Zeiten habe ich jeweils meine Kassetten eines Urlaubs numeriert (einfach 1-10 o.ä.) und dann beim eintüten diese Zahl klein auf das Absenderfeld übertragen. Von Kodak bekam man nämlich jeden Film genau mit dem Absenderabschnitt der Tüte zurück, mit der man ihn eingesendet hatte. 🙂

Bernhard Plank Veröffentlicht am12:51 - 26. Juni 2013

Ich bilde mir ein, früher war auf den Einsendetüten auch mal so ein kleines Feld direkt an der Umknicklasche, das beschriftet war mit „Motiv:“. Da konnte man das dann auch eintragen. Ich weiß aber nicht mehr, ob das nur an Kodak-, oder nur an Agfabeuteln so war, oder an Beuteln aller Hersteller.

Ich muss aber auch gestehen, dass ich das Belichten der einzelnen Buchstaben am Anfang der Kassette auch aus einer gewissen persönlichen Begeisterung mache, weil ich schon immer auf technische Vorspänne und solche Sachen stand (auf den Vorspännen der Kauffilme von Piccolo oder Revue waren oft die Titel der Filme Buchstabe für Buchstabe Bild für Bild aufbelichtet).

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