Das Bildfenster

Damit der Heimkinofreund nicht ständig den Bildstrich nachregeln muss, schummeln 8 mm Projektoren ein bisschen: Sie beschneiden das Filmbild großzügig und zeigen nur einen Ausschnitt dessen, was eigentlich auf dem Film zu sehen ist. Beim Projizieren mag das hilfreich sein (gerade bei schlechtem Bildstand), beim Scannen möchte man aber eigentlich immer alles sehen, was auch auf dem Film zu sehen ist (auch wenn es sich nicht gerade um Attentate auf amerikanische Präsidenten handelt).

Deshalb lohnt es, das Filmfenster entsprechend aufzufeilen. Dieser Schritt ist optional, aber empfehlenswert, und nicht so schwer wie er klingt. Wenn man sich Zeit lässt und behutsam vorgeht, ist das viel einfacher, als es klingt, also nur Mut!

Laut SMPTE Standard S149-2004 ist das von der Kamera zu belichtende Super 8 Filmbild 5,69 x 4,22 mm groß. Das des Projektors ist nur mit 5,36 x 4,01 mm spezifiziert, und in der Praxis oft sogar noch deutlich kleiner ausgeführt. Viele Kameras belichten dabei sogar noch etwas breiter als die Norm es erlaubt, es gibt also viel bisher ungesehenes zu entdecken!

Insgesamt sollte man das Bildfenster auf ca. 6,2 x 4,6 mm bringen, dann hat man Luft zu allen Seiten und kann auch MAX-8 scannen. Das Ziel ist also, je ca. 0,8 mm in der Höhe und 0,6 mm in der Breite zu gewinnen. Auf besondere Genauigkeit kommt es nicht an; es gilt aber: Was weg ist, ist weg. Daher lieber immer erstmal behutsam feilen und ggf. nacharbeiten!

Falls ein zweiformatiger D-Projektor umgebaut werden soll: Das N8 Gate sollte man auf ca. 4,1 mm x 5,2 mm bringen — ebenfalls ca. 0,8 mm mehr in beiden Richtungen

Beim Noris ist das Filmfenster sehr leicht zugänglich. Zunächst klappt man den Objektivträger schräg nach vorne. Bei den D-Modellen kann man das Gate einfach zur Seite abziehen (bzw. aufstecken), bei den reinen S8-Modellen löst man die große Schlitzschraube:

Das am Objektivträger montierte Filmfenster lässt sich mit nur einer Schraube einfach entfernen
Links ein unmodifiziertes Filmfenster am Objektivträger, rechts ein bereits aufgefeiltes (ohne Objektivträger, aus einem D-Modell). Rechts oben der schmale Greiferschlitz.

Zum Umarbeiten ist es sehr hilfreich, mit einer Lupenbrille oder gar unter einem Auflichtmikroskop zu arbeiten — man sieht was man tut, und vor allem ist man durch die Vergrößerung automatisch viel behutsamer. Es geht aber auch ohne. Nimmt man sich hier einen Satz Nadelfeilen und zwei Stunden Zeit, bekommt das auch jemand unerfahrenes prima hin. Ich empfehle ein schrittweises vorgehen, wie auf der folgenden Bilderstrecke ersichtlich. Feilt man „auf ganzer Breite“, verliert man schnell den Überblick, wie weit man schon ist. Ach ja: Wenn möglich nicht abrutschen. Die Filmbahn selbst sollte nichts abkriegen, abkleben kann helfen!

Das unbearbeitete Bildfenster
Rechts sieht man, dass oben und unten ca. 0,4 mm abgetragen wurden. Das ist die Zielhöhe.
Nun wurde die gleiche Menge auch links abgetragen. Die verbliebenen Stege helfen beim orientieren und werden als letztes entfernt
Hier sind die Ecken noch rund, die mache ich erst am Schluss mit einer dünnen Dreiecksfeile
Nach rechts ist nur wenig Luft, dann kommt das Perfoloch. Hier nur wenig wegnehmen.
In Richtung Tonspur kann man eine ganze Menge entfernen.
Weiter als bis zur Mitte der Kufe (links) sollte man aber nicht gehen, damit der Filmandruck plan und gewahrt bleibt.
Ggf. noch etwas begradigen… fürs Auge. Die Rechtwinkligkeit lässt sich ggf. sehr gut durch Projektion ohne Film prüfen.

Es empfiehlt sich, den Fortschritt zwischendurch ab und zu zu prüfen, in dem man das Filmfenster wieder in den Projektor einbaut und mit einem Stück Filmrest prüft, ob rundum alles sichtbar ist.

Das war die Grobarbeit, jetzt wird nachgearbeitet, damit es auch ja keine Laufstreifen gibt. Wer hat, zieht Grat und Brauen mit Hemmungsfeilen ab. Man bekommt sie aber auch mit einer Dental-Sonde gut abgeschert. Auch die Rückseite des Bildfensters auf Grat prüfen!

Meine Lieblingsfeilen — links grob, rechts fein. Baumarkt geht hier aber auch.

im Anschluss poliere ich das ganze vorsichtig mit einem am Dremel angebrachten Filzkörper bei niedriger Drehzahl. Als Polierpaste schwöre ich auf „Nettoyant Flitz“, eine Chrompolitur o.ä. feines Zeug geht aber sicherlich auch. Hauptsache man trägt nicht nennenswert Substanz ab.

Im Anschluss die Polierpaste und den Abrieb sehr sehr gründlich entfernen (Spülen, Druckluft, whatever) und mit einem trockenen, sauberen Baumwolltuch spiegelglatt polieren. Wer der optischen und sensorischen Kontrolle nicht glaubt, kann noch ein Stück weißen Vorspann mit Whitebord-Marker bemalen und durch den Filmkanal ziehen. Das zeigt eventuellen Grat sofort.

Wer Perfektionist ist, kann das Filmfensters jetzt noch abkleben und von hinten mit scharzem Mattlack benebeln, um sicher gehen, dass es keine Reflektionen an den Innenkanten des Filmfensters gibt.

Fertig!