Sinterlager richtig schmieren

Sinterlager richtig schmieren

Wellen in Projektoren und Kameras werden oft von Sinterlagern gehalten — und diese sind heutzutage meist komplett trocken, zudem innerlich oft noch verharzt. Hier ein paar Tropfen Öl dranzugeben bringt oft nur sehr kurzfristige Heilung und ist keine wirkliche Lösung zum Erhalt einer anhaltend gegebenen Schmierung. Auch wenn man es mit dem bloßen Auge nicht sieht, ist Sinterbronze ein sehr poröses Material, dass sich mit ÖL vollsaugen soll und so eine Depotwirkung bietet. Leider saugt Sinterbronze sich nicht selbständig voll, und auch der kapillarische Effekt hilft hier kaum, da die Schmierstoffe meist dafür zu viskos sind.

Im folgenden zeige ich, wie ich Sinterlager mit preiswerten Hausmitteln behandle, um sie tatsächlich zu renovieren und eine anhaltende Schmierung sicherzustellen. (Ein Dank an die „Zerspanungsbude“, ein Forum, in dem ich diese Methode vor ein paar Jahren grundsätzlich kennenlernte… ich kann den entsprechenden Thread aber leider nicht mehr finden).

Im ersten Schritt, hier nicht abgebildet, badet man die ausgebauten Sinterlager eine Weile in Leichtbenzin oder Aceton, um Verharzungen aufzulösen. Wer hat, kann das in einem Ultraschallbad beschleunigen. Auch ein Erwärmen (Filmdöschen im 60° Wasserbad) hilft hier sehr. Es schadet nicht, die Teile eine Stunde baden zu lassen. Dieses „Vorbad“ verwerfe ich danach.

Die vorgebadeten Teile werfe ich nun in eine große Spritze (20 ml oder mehr), die man preiswert in der Apotheke bekommt.

Die Spritze verschliesst man. Dazu gibt es extra „Luer-Lock“-Kappen, man kann aber auch einer alten Kanüle die Nadel entfernen und sie einfach mit Hitze zuschweissen.
In die Spritze wird nun erneut (frisches) Aceton gegossen. Die Lager sollten ein paar mm mit Aceton bedeckt sein.
Jetzt führt man den Stempel ein, entfernt noch mal kurz die Kappe und entlüftet die Spritze vorsichtig.
Ist die Spritze entlüftet und wieder verschlossen, zieht man am Stempel und erzeugt somit ein Vakuum. Man sieht jetzt die Luft aus den Lagern herausblubbern. Der Stempel lässt sich mit einer Zange oder einem Schraubstock fixieren, das Vakuum sollte man ein paar Minuten erhalten, bis keine Blasen mehr aufsteigen. Wer gründlich ist, kann den Vorgang auch noch mal wiederholen, falls die Verharzung besonders schlimm war.
Anschliessend muss man die Lager gründlich trocknen lassen, damit alles an Aceton verdampft. Ich führe ein paar Fähnchen aus Zellstoff ein, um kapillarisch zu helfen. Auch ein Erwärmen (nicht zu warm, um die Lager nicht zu verformen!) kann helfen. Ich lasse die Lager immer mindestens eine Nacht liegen. Ein paar Stunden im Ofen bei 60° schaden auch nicht.
Einen Tag später kommen die trockenen Lager wieder in die Spritze und werden diesmal mit Schmierstoff bedeckt. Gut geeignet für Sinterlager ist meist Hydrauliköl. Originalschmierstoffe sind meist sowieso nicht mehr erhältlich. Mein Standardöl für Bronzelager ist HLP 22, das mir im Dual-Forum empfohlen wurde. Gibt’s in jedem Baumarkt.
Auch hier wird wieder entlüftet, verschlossen und langsam ein Vakuum aufgebaut.
Hat man gut gereinigt, sieht man die Luft quasi aus den Lagern raussprudeln! Auch dieses Vakuum ein paar Minuten halten.
EIne ganze Weile steigen noch winzigem einzelne Blasen auf. Schliesslich ist das Öl viskos. Ich warte hier so lange, bis keine Bläschen mehr aufsteigen.
Keine Luftblasen mehr zu sehen. Jetzt wird das Vakuum abgebaut, in dem man den Stempel löst. Achtung: Die Lager solten dabei unbedingt unterhalb des Öls bleiben. Während dieses Druckausgleichs füllen sie sich vollständig mit Öl.
Ohne Vakuum lasse ich das ganze noch ein paar Minuten stehen, bis sich die Lager ganz vollgesogen haben. Man kann auch ein bisschen Druck aufbauen (aber den Verschluss der Spritze dabei gut festhalten!)

Das wars! Die Luft in der Spritze zeigt jetzt gut, wieviel Öl in die Lager gegangen ist. Wer will, kann die Lager auch vorher und nachher wiegen, aber wozu? Voll ist voll. Den Rest Hydrauliköl kann man auffangen und erneut verwenden.

Will man nach ein paar Jahren noch mal „faul“ nachschmieren, unbedingt das gleiche Öl verwenden. Mischen verschiedener Schmierstoffe ist nach Möglichkeit immer zu vermeiden.

Friedemann Wachsmuth

Schmalfilmer, Dunkelkammerad, Selbermacher, Zerleger, Reparierer und guter Freund des Assistenten Zufalls. Nimmt sich immer viel zu viele Projekte vor.

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