In meinem Kellerregal lagert noch eine ansehnliche Zahl abgelaufener AGFA Moviechrome 40 Super 8 Filme, vor allem jener Version in weisser Schachtel mit blauem Streifen. Da diese Filme Ende der 80er als 3er „Economy Pack“ für zusammen ca. DM 30,- verschleudert wurden, sind sie noch relativ häufig anzutreffen. In meinen Vorräten befinden sich mehr als ein Dutzend dieser Filme aus der gleichen Charge, abgelaufen 10/91, Einhaltung der Lagerbedingungen vollständig unbekannt.
Da diese Filme mir mit ihrer sich flockenförmig ablösenden Rußgelatineschicht schon einige Male die Entwicklerchemie versaut und die Lomo-Spiralen verklebt haben, mied ich sie jetzt einige Jahre… bis vor kurzem, als mich an einem Sonntag der Ehrgeiz packte, eine praktikable Entwicklungsmethode zu finden. Et voilà, es war gar nicht so schwer!
Die alten Filme lassen sich bekanntermaßen wenn auch nicht typgerecht, so doch mit recht guten Ergebnissen, in E6 Dreibad-Chemie entwickeln. Praktikabel wird das ganze aber erst, wenn man die Rußgelatineschicht („Remjet“) vor der eigentlichen Entwicklung entfernt bekommt, denn nur dann lässt sich die Chemie sicher mehrfach verwenden und man verhindert, dass die feinen Spiralwindungen der Lomo-Spirale durch abgelöste Schichtflocken verkleben und das Einspulen erschweren.
Die Lösung: Waschsoda aus der örtlichen Drogerie. Ich verwende 3 gehäufte Teelöffel pro Liter, also etwa 5 gehäufte TL für eine Lomo-Tank-Füllung von 1,8 Liter. Die Lösung wird gut umgerührt und, wie auch die übrige Chemie, auf 38°C erwärmt. Der Film wird somit im allerersten Schritt volle 5 Minuten in dieser Lauge gebadet (ausreichende Agitation ist hilfreich) und danach 8-10 Minuten mit sehr viel Agitation gewässert, bis „keine Fischen mehr kommen“. Auch das Wässerungswasser sollte auf 30-35° angewärmt sein, um Schichtstress zu vermeiden. Bei genug Bewegung im Wässerungsbad löst sich die Remjetschicht so vollständig ab, meine Filme und meine Lomo-Spulen zeigen keine Spur von Rußgelatineresten mehr. Die Lösung ist übrigens wiederverwendbar, obgleich spottbillig.
So weit, so gut!
Die anschliessende Entwicklung mit normalen E6-Zeiten lieferte mir aber deutlich zu helle, stark rosastichige Ergebnisse. Allein ein paar stark unterbelichtete Szenen hatten bessere Farben – was auf eine zu lange Erstentwicklung hindeutete. Der zweite Testfilm bekam dann nur noch genau 5 Minuten im Erstentwickler (alle anderen Zeiten normal), was massiv bessere Ergebnisse hervorrief.
Urlaubsbedingt kann ich gerade keine Beispielbilder zeigen, die Ergebnisse zeichneten sich aber durch leicht bläuliche Schatten und hellrosa-verträumt belegte Lichter aus. Dafür werden aber noch alle Farben recht gleichmässig dargstellt und das Ergebnis hat einen insgesamt sehr gefälligen Retro-Effekt.
Wer mag, sollte mal versuchen, die Temperatur des Erstentwicklers schrittweise zu reduzieren (und die Zeiten entsprechend wieder zu verlängern) — eventuell lassen sich die Ergebnisse damit nochmals verbessern. Einem Empfindlichkeitsverlust scheinen die Moviechrome-Filme durch die Jahre nicht zu unterliegen, oder aber dieser wird durch die E6-Chemie bereits kompensiert.
Übrigens sollte man den Moviechrome 40 wie vorgesehen mit eingeschwenktem Tageslichtfilter belichten, ansonsten werden Aufnahmen im Freien alle deutlich zu blau.
Einer meiner Fundudsfilme erwies sich (obwohl in Schutzfolie und Schachtel zurückverfrachtet) als vom Vorbesitzer bereits belichtet. Zu sehen ist ein Griechenlandurlaub — im Vergleich zur neuen Belichtung allerdings recht flau und sehr blaustichig. Einem ca. 25 Jahre altem Latentbild ist das aber nicht anzulasten; erstaunlich, dass man überhaupt noch etwas erkennen kann.
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