D-mount-Wechselobjektive stecken an vielen klassischen Normal–8-Kameras aus den 50er und 60er Jahren – von Bolex, Yashica, Revere, Keystone und anderen Herstellern. Gegenüber fest eingebauten Zoomobjektiven, wie sie danach bei Super 8-Kameras Standard wurden, haben sie vor allem einen Vorteil: Es gab sie fast nur mit festen Brennweiten. Zumindest in der Theorie liefern hochwertige Festbrennweiten bessere Bilder als Zooms. Doch wie sieht die Praxis aus?
In unserem unwissenschaftlichen Vergleichstest traten gehobene Markenobjektive von Kern (Switar), Schneider Kreuznach und Taylor Hobson gegen die Mittelklasse von Yashica und Kern (Yvar) sowie gegen zwei Billigobjektive der Noname-Marke Rexer an. Mit ihrem Gewindedurchmesser von nur 15,88 Millimeter und einem Auflagemaß von 12,29 mm konnten d-mount-Objektive bisher nicht auf andere Kameratypen adaptiert werden. Das änderte sich erst vor zwei Jahren mit der Pentax Q, einer kleinen spiegellosen digitalen Systemkamera. Deren Bildsensor ist ein gutes Drittel breiter und höher als das 8mm-Filmfenster, und ihr Objektiv-Auflagemaß beträgt nur 9,2 mm. D-mount-Adapter für diese Kamera gibt’s für wenige Euro bei Ebay, Amazon & Co. Seitdem sind leider auch die Gebrauchtpreise für d-mount-Objektive explodiert.
Für unseren Test war die Pentax Q jedoch ein willkommenes Messinstrument. Alle Objektive wurden per Adapter angeschraubt, die Fotos mit 12,4 Megapixeln ’raw’, als unbearbeitete Sensor-Rohdaten geschossen, in Apples Aperture-Software mit einem Weißabgleich von 5500K (der Tageslicht-Temperatur des Ektachrome 100D) entwickelt und mittig auf 2906×2178 Pixel beschnitten, die dem Normal–8-Bildfenster entsprechen.
Resultate
Die Spitzenobjektive von Kern, Schneider und Taylor Hobson sowie das vom legendären japanischen Objektivbauer Zunow konstruierte Yashica Cine Yashinon 38mm/1.4-Tele schlagen sich ausgezeichnet. Abstriche gab’s bei Offenblende: Hier werden bei allen Objektiven die Bildränder unscharf, und chromatische Aberrationen geben dem ganzen Bild einen leichten Lila-Stich. Bei mittlerer Blende (4–8) sind Detailschärfe, Kontraste und Farbe auch nach heutigen Maßstäben sehr gut – und das bei einer ‘amtlichen’ 3K- bzw. 6 Megapixel-Auflösung, für die diese Objektive gar nicht gebaut wurden.
Normalbrennweiten
(Bilder zur vergrößerten Ansicht anklicken)
Teleobjektive
Weitwinkel
Nachtrag
Sieger und Verlierer
Unter den Normalobjektiven ist das Kern Switar 12,5mm/1.5 ein Testsieger, der begeistert. Sein Vorläufermodell, das Switar 13mm/0.9, ist lichtstärker und teurer auf dem Gebrauchtmarkt, und trotzdem unschärfer auf allen Blendenstufen. Auf Platz 2 hinter dem Switar 12,5/1.5 folgt das schon sichtbar schwächere Schneider Xenoplan 13mm/1.9. Das Rexer 13mm/1.9 taugt höchstens als David Hamilton-Weichzeichner. Auch Yashicas 13mm/1.9 sowie das 13mm/1.9 aus Kerns preiswerterer Yvar-Serie fallen gegenüber dem Switar 12,5mm und dem Schneider deutlich ab.
Bei allen Weitwinkelobjektiven muss man Abstriche machen, denn sie bilden matschiger ab als die guten Normalbrennweiten. Faustregel: Je teliger die Objektive, desto unproblematischer allgemein die Abbildungsleistungen und geringer die Unterschiede zwischen teuren und billigen Fabrikaten. Selbst das Rexer 38mm/1.9 ist abgeblendet noch in Ordnung.
Bei den Weitwinkelobjektiven überzeugte das Taylor Hobson Pelotal 6,5mm/1.75, das einen Tick besser abbildet als das Kern Switar 5,5mm, bei den Normalbrennweiten, das Switar 12,5mm/1.5, und als Tele das ebenfalls hervorragende Yashica 38mm/1.4, das bei Blende 2.8 das Kern Yvar 36mm/2.8 deutlich schlägt. Allerdings empfiehlt sich das Taylor Hobson weniger für den Mischbetrieb mit Switaren, Yvaren und dem Yashica, weil die Farbtemperatur seiner Bilder wärmer ist, also mehr ins Rot-Gelb geht.
Und noch ein Vergleich: Ein adaptiertes c-mount-Objektiv, das Kern Switar 10mm/1.6AR für 16mm-Kameras, weist als 8mm-Kameraobjektiv bei Offenblende zwar weniger Randunschärfe auf, ist aber insgesamt unschärfer als die Konkurrenz der d-mount-Testsieger.
(Ursprünglich erschienen in Schmalfilm 1/2013, hier aktualisiert und mit mehr Abbildungen.)
Related Posts