Den Höhepunkt der 18. Schmalfilmtage in Dresden vom 19. – 21.01.2017 bildete auch dieses Jahr am Samstagabend der Internationale Wettbewerb für Kurzfilme, die auf 8 oder 16 mm breitem Filmmaterial gedreht wurden.
In den beiden Retrospektiven vor dem Wettbewerb liefen ausschliesslich 16mm-Filmkopien. Hier konnte man den Charme der klassischen Filmprojektion mit atmosphärischem Filmkorn und knisternd-sonorem Ton von der Lichttonspur genießen.
Im Wettbewerb dagegen wurden die Beiträge abwechselnd mit Filmprojektor und Beamer vorgeführt.
Von den 13 Filmen im Wettbewerb liefen sieben Stück als digitale Projektion.
Fast ausnahmslos erfolgte bei diesen Filmen Schnitt, Betitelung, Vertonung und die sonstige Post-Produktion im digitalen Work-Flow.
Drei Filme wurden als Super8-Original mit Magnet-Tonspur vorgeführt, ebenfalls drei Filme liefen in 16mm.
Bei diesem direkten Vergleich klassischer und moderner Projektionstechnik verloren -nicht zuletzt an heutigen Seh- und Hörgewohnheiten gemessen- die Filmprojektoren leider deutlich gegen die Digital-Beamer:
Das Beamer-Bild war deutlich größer als die Filmprojektion angelegt.
Insbesondere die Super8-Projektionen waren recht dunkel.
Für die vorhandenen Super8-Projektoren mit max. 150 Watt Halogenlampe war der Projektionsabstand schlicht zu groß. Man ging daher wohl einen Kompromiss zwischen Projektionsgröße und -helligkeit ein.
Es hätte hier eines lichtstärkeren Projektors bedurft und/oder der Projektor hätte näher an der Projektionsfläche platziert werden müssen.
Das Beamer-Bild dagegen war blendend hell (negativ formuliert: „grell“) mit exakt scharfkantig kadrierter Videomaske. Der projektionstechnisch bedingte unscharfe Rand der Filmprojektionen dagegen ließ die Filmbilder gegenüber dem Beamer-Bild immer leicht unscharf erscheinen (eine Leinwand mit Kasch gibt es in der Veranstaltungshalle der Schmalfilmtage nicht).
Auch der dumpfe Klang von Magnet- oder Lichttonspur konnte im direkten Vergleich zu digitalem Stereoton
natürlich nicht punkten.
Der Preis der Jury ging verdientermaßen an Julius Dommer für den Film „Berta“.
Der Film zeigt die Schlachtung der gleichnamigen Kuh und greift dabei tierethische Fragen auf.
Die an der Kunsthochschule für Medien in Köln entstandene Produktion wurde mit einer professionellen 16mm-Arriflex auf Kodak Vision-Negativfilmmaterial gedreht und anschliessend digital weiterbearbeitet.
Das Bild ist im Ergebnis so feinkörnig und die Farben so dezent (wurde hier in der Post an einem Regler gedreht?), daß auch für den Kenner nur schwer erkennbar ist, daß es sich beim Ausgangsmaterial um 16mm-Film handelt.
Der Publikumspreis dagegen ging -allen Widrigkeiten bei der Projektion zum Trotz- an die auf Super8 gedrehte und auch im Super8-Original gezeigte Amateur-Animation „What Time Is It?“ von Stefan Möckel – mit etwas über einer Minute Laufzeit auch der kürzeste Film des Wettbewerbs.
So erlangten beide Enden des bei den Dresdner Schmalfilmtagen weit gesteckten Spektrums „Schmalfilm“ ihre Anerkennung.
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