Viele Schmalfilmer wissen gar nicht, dass es zwischen dem mittlerweile eingestellten) Plus-X und dem immer noch sehr beliebten Tri-X auch einen Double-X gibt. Wie der Name vermuten lässt, liegt seine Empfindlichkeit zwischen diesen beiden beliebten Klassikern. Eingeführt wurde er allerdings erst 1959, und zwar nach dem Plus-X (1938) und auch noch nach dem Tri-X (1954). 1964 folgte dann auch noch der höchstempfindliche 4-X, den es immerhin noch bis 1990 gab.
Rätselhaft ist allerdings, warum es nur drei dieser vier Geschwister als Umkehrfilm in die Super-8 Kassette geschafft haben, nämlich der Plus-X (50D/40T), der Tri-X (200D/160T) und der 4-X (400D/320T). Vielleicht lag es daran, dass das Double-X Material empfindlichkeitsmäßig zu nah am Tri-X lag? Umso bemerkenswert ist auch, dass es den Double-X heute immer noch frisch zu kaufen gibt – allerdings nur in 16 und 35 mm. Von den vier Geschwistern sind damit nur zwei übrig geblieben, und die liegen empfindlichkeitsmäßig nur eine Drittel Blende auseinander.
Wo liegt also der Unterschied? Der Double-X 7222 wird von Kodak explizit als Negativfilm bezeichnet – der Tri-X 7266 hingegen ausdrücklich als Umkehrfilm. Nimmt man es genau, ist der Tri-X aber kein echter Umkehrfilm, denn sein Träger ist grau statt farblos, was bei der Projektion unnötig Licht kostet. Auch hat er keine Silberschicht als Unterguss, weshalb er sich auch ganz prächtig zum Negativ entwickeln lässt. Anders sieht es mit dem Double-X aus, der nirgendwo zur Umkehrentwicklung empfohlen wird. Was aber ja nicht heisst, daß das nicht geht!
Nach einigen Versuchen am heutigen, lichtdurchfluteten Frühlingstag meine ich zu wissen, warum: Der Double-X arbeitet deutlich flacher als ein Tri-X, sein Belichtungsspielraum ist wirklich enorm. Der für ihn empfohlene Negativentwickler D-96 arbeitet zudem auch noch mal flacher als der „übliche“ D-76 — Kodak hat mit dieser Kombination also offenbar einen Allrounder schaffen wollen, dessen Belichtung sehr unkritisch ist und der sich immer hervorragend printen lässt.
Für ein projezierbares Ergebnis brauchen wir allerdings eher steile Kontraste. Daher habe ich das Eintesten mit dem Orwo A71 gemacht, einem knüppelhart arbeitenden Repro-Entwickler, der sehr preiswert ist und auch noch eine sensationelle Standzeit hat. Nach einem halben Dutzend Belichtungs- und Entwicklungsreihen habe ich Ergebnisse erhalten, die ich ausgesprochen ansehnlich finde. Der Film erreicht dabei seine vollen 250 ASA, ist somit sogar empfindlicher als umkehrentwickelter Tri-X mit 200 ASA!
Die ermittelte Erstentwicklungszeit lag bei 20° bei 7 Minuten. Allerdings sollten dem Erstentwickler die üblichen Additive zugesetzt werden (je 5 g Kaliumthiocyanat und 50 mg Kaliumjodid pro Liter), damit der Film nach der Umkehrung nicht verschleiert. Ohne die Additive waren die Lichter deutlich belegt und die Schatten abgesoffen, das sah nicht gut aus.
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