Mit dem Namen Nizo und Super8 werden üblicherweise die für ihre klaren Formen und ihr Design bekannten Kameras verbunden – auch wenn es einzelne Modelle der Baureihen auch in einer matt-schwarzen Gehäuseausführung gab.
Nizo im Super8-Bereich kann man vereinfacht in drei grundsätzliche Baulinien unterteilen. Die Ursprungsbaureihe mit dem großen Alu-Gehäuse und dem ersten Super8-Modell der S8 die erstmals 1965 entstand und schließlich Anfang der 1980er Jahre und mit dem Spitzenmodell Nizo Professional endete. Daneben gab es eine technisch abgespeckte Baureihe die mit dem Modell Nizo S1 begann und mit der Nizo 156 XL endete. Diese beiden Baureihen sollen hier besprochen werden. Die dritte Baulinie der Tonfilmkameras wird hier nicht betrachtet, da vorbespurte Super8-Filme für Auf-nahmezwecke nicht mehr verfügbar sind. Allen Modellen ist zu eigen, dass heute übliche 100 ASA Tageslichtfilme mit ausgeschwenktem (kamerainternen Wratten 85) Filter gedreht werden. Der Wahlschalter steht also auf dem Symbol „Glühlampe“ (=Kunstlicht und ausgeschwenkes Filter)
Welche Kamera der vielen Nizo Varianten ist nun für wen heute noch geeignet?
Betrachten wir zunächst die „klassische“ große Nizo, den sog. „Silberling“. Die ersten drei Varianten aus der Anfangszeit in Super8 waren die technisch einfach gehaltenen Modelle S8, S8L und S8T. Sie hatten unterschiedliche Schneider-Kreuznach Variogon-Objektive die maximal den Brennweiten-bereich von 7 – 56mm abdecken konnte. An Bildfrequenzen gab es nur Einzelbildschaltung, 18 B/s und 24 B/s – das war es. Technsiche Rafinessen waren und sind damit nicht möglich. Zum Antrieb dienten 4 x 1,5 Volt Mingnon-Batterien (AA). Der Belichtungsmesser – der über eine externe CdS-Fotozelle – arbeitete benötigte zwei Quecksilber-Knopfbatterien (ursprünglich Modell PX13, schon bald durch die leistungsstärke PX 625 ersetzt).
Interessanter ist die nachfolgende gestaffelte Baureihe S48, S55, S56 und S80, aus der einzelne Kameramodelle erstmals anspruchsvollere filmische Aufgaben bewältigen können. Die Zahlenkombination hinter dem Kennbuchstaben „S“ gibt die maximale Telebrennweite in mm an. Alle Modelle dieser Serie haben Filmgeschwindigkeiten für die Aufnahme umfassen den Bereich Einzelbild, 18 B/S, 24 B/s und als Zeitlupengang 54 B/s, Motorzoom mit zwei Geschwindigkeiten und sind optisch leicht durch dem Filmzählwerk mit dem horizontalen Balken zu erkennen. Interessant in dieser Serie sind heute vor allem die beiden Modell S56 und S80. Sie haben nämlich eine verstellbare Sektorenblende und damit auch die Möglichkeit der Kurzzeitbelichtung bei sehr hellen Licht-verhältnissen. Dies ist deswegen interessant, weil heutiges Super8-Filmmaterial vorzugsweise die Empfindlichkeit von 100ASA statt den damaligen 40 ASA hat. Damit kann man Überbelichtungen bei Aufnahmen in sehr hellem Licht vorbeugen. Und für den Freund von Trickaufnahmen gibt es die Intervallautomatik mit Frequenzen zwischen 2B/s und 1B/min. Die Stromversorgung dieser Kameras wird für Antrieb und Zoomverstellung durch jetzt 6×1,5 Volt Mingon-Batterien (AA) und zwei PX 625 für den Belichtungsmesser sichergestellt.
Unterhalb dieser Modelle S56 und S80 würde der Verfasser nicht mit einer Nizo heute mehr in das Schmalfilmgebiet einsteigen.
Wirklich interessant für den heutigen Nutzer sind die Modelle ab S480, S560 und S800. Auch hier gibt die Zahl die jeweiligen Telebrennweiten des Schneider-Kreuznach Variogon mit 48mm, 56mm und 80mm an. Die Weitwinkelbrennweite liegt bei 7 bzw. 8mm. Was diese Reihe so interessant macht, sind die gegenüber S56 und S80 weiter verbesserten technischen Möglichkeiten. Eien Taste im Geschwindigkeitsschalte ermöglicht zudem ad hoc Zuschaltung des 54er-Ganges. Diese Kameras haben jetzt zusätzlich alle die Möglichkeit zum Anschluss einer externen Stromversorgung, eine Überblendautomatik (bitte als Gestaltungselement sparsam verwenden) und einen kleinen Leckerbissen in Form einer Langzeitbelichtungsmöglichkeit. Bei sehr wenig Licht können hiermit noch Dämmerungs- oder Nachtaufnahmen durchgeführt werden.
Das Verfahren ist dabei wie folgt: Ermitteln der erforderlichen Belichtungszeit (mit externem Belichtungsmesser). Diese Zeit verdoppeln und nun das Zeitschaltintervall des Timers dazu passend aussuchen, so dass das Intervall zum Weiterschalten des Bildes etwa der erforderlichen Zeit entspricht. Jetzt den Hebel der Sektorenblende auf Langzeitbelichtung arretieren, Dauerlaufschalter betätigen und dann die Kamera einschalten….(und nicht vergessen nach den Langzeitbelichtungen, den Hebel der Sektorenblende wieder auf Normalstellung zu bringen!!)
Zudem haben alle 3 Modelle einen Anschluß für Blitzgerät und können wahlweise bei jedem Bild oder bei jedem 4 Bild Synchronimpulse für eine Vertonung im Zweibandverfahren abgeben.
Optisch sind dies Kameramodell an der nun ¾ kreisförmigen Anzeige des Filmverbrauchs und dem schwarzen Objektiv mit einen silbernen Riffelungen zu erkennen.
Gebaut wurde diese Baureihe ab 1970 und hatte damals sehr stolze Verkaufspreise. Aus dem Jahr 1971 sind überliefert: 1.400,- DM für die S480, 1.850,- DM für die S560 und sehr stolze 2.200,- DM für die S800 !
Der Verfasser nennt u.a. eine S560 sein Eigen und kann diese Kamerabaureihe aus S480, S560 und S8000 (hier auch Motorzoom abschaltbar) für den Amateur bedenkenlos weiterempfehlen. Ab dieser Baureihe haben alle großen Nizos das, was heute interessant ist.
Diese Baureihe wurde ca. im ersten Drittel der 1970er Jahre nochmals verbessert und dann als 481, 561 und 801 bzw. mit geändertem Schneider-Kreuznach Variogon für zusätzlich mögliche Markroeinstellungen als 481 macro, 561 macro und 801 marco angeboten und so bis Anfang der 1980er Jahre angeboten. Neben den entsprechenden Bezeichnungen am Typenschild kann man diese Modelle daran erkennen, dass die Bedienknöpfe jetzt alle aus schwarzen Plastik sind, und der Hebel für die Sektorenblende jetzt immer in orange gehalten ist.
Ein Blick auf die Bedienknöpfe offenbaren zwei weitere Verbesserungen. Im Wahlschalter für Tageslicht oder Kunstlicht ist nun eine Blendentaste +1 zu finden, die die Blende solange um eine Blendenstufe bei Drücken schließt. Empfehlenswert bei Gegenlichtausnahmen, wenn wichtige Motivinhalte nicht zu dunkel widergegeben werden sollen. Und als kleiner Leckerbissen hat der Timer für Zeitrafferaufnahmen noch eine weitere Stellung erhalten, sie ist mit „B“ markiert. Dahinter verbirgt sich jetzt die automatische Langzeitbelichtung. Die Dauer der Langzeitbelichtung ist damit von der Zeitrafferfrequenz entkoppelt und ist nicht immer automatisch so lang wie das Schaltintervall bis zu nächsten Bild!
Der Verfasser nutzt aus diesen Reihen die Modelle 561 macro und 801 und hat mit beiden Modellen ebenfalls gute Einsatzerfahrungen gemacht. Persönliches Lieblingsmodell ist dabei die 561 macro, die durch das leichtere Objektiv nicht so schwer ist und daher m.E. ausgewogener in der Hand liegt.
Für die Belichtungsmessung/-steuerung ist die Batterie PX 625 vorgesehen. Als Ersatz für die ursprüngliche, quecksilberhaltige Knopfzelle wird heute z.B. über Wittner Kinotechnik ein Austauschtyp Zink/Luft mit 1,4 Volt angeboten. Aternativ gibt es die Möglichkeit die Spannungsversorgung der Belichtungssteuerung in einer Fachwerkstatt an andere handelsübliche Knopfzellen anpassen zu lassen . Oder den 1,4 Volt Batterietyp ZA 675, der mit einer Zentrierhülse verwendet werden muss.
Eine einheitliche Spannungsversorgung aus den 6 x 1,5 Volt Batterien auch für die Belichtungs-steuerung hatte ab Werk die Nizo Professional. Hierbei entfallen die separaten 2 Knopfzellen. Dieses absolute Spitzenmodell der klassischen Nizo „Silberlinge“ ist ein nochmals weiterentwickeltes Modell 801. Sie war mit der Zielgruppe der Fernsehanstalten als Alternative zur 16mm Reportagekamera aus dem Modell 801 weiter entwickelt worden. Entsprechend hat sie die zusätzliche BiIdfrequenz von 25 B/s sowie eine Pilottonaustattung zusätzlich zur normalen 801 erhalten. Bei der Professional ist es auch möglich mit abgeklapptem Handgriff zu filmen. Jedoch besteht hier die Möglichkeit, dass durch einen Kabelbruch im Gelenk des Handgriffes die Stromversorgung der Kamera ausfällt. Die Reparatur soll wegen des geringen Platzes im Bereich des Handgiffscharniers etwas „filigran“ sein.
In der letzten Ausgabe der eingestellten Zeitschrift „Schmalfilm“ war ein Umbauvorschlag für die Srtomversorgung der Nizo-Kameras enthalten, der auch bei allen Kameras außerhalb der“ Nizo Profesional“ die Stromversorgung von den 6 Antriebsbatterien ermöglicht. Hierbei wird ein elektronischer Spannungsregler verwendet. Nach diesem Umbauvorschlag wurde der Umbau der Kameras von einem Feinmechanikermeister (Foto- und Kinotechnik-Werkstatt) in Hameln durchgeführt – der in der Szene hinreichend bekannt sein dürfte . Das Ergebnis überzeugte und ein solcher Umbau der Stromversorgung kann weiterempfohlen werden. Lediglich die Feinjustierung des Blendenanzeigers für den Zweck der Battteriekontrolle war durch die Einstellmöglichkeiten eines Potentiometers begrenzt, so dass auch bei vollem Batteriesatz der Zeiger nicht ganz auf der ursprünglichen Maximal-Anzeige steht. Ich glaube das kann man verschmerzen.
Wegen Ihrer potentiellen Möglichkeiten ist die Nizo Professional bei Filmern sehr beliebt, im täglichen Gebrauch ist der Verfasser der Ansicht sind die Modelle S560, S800, 481 (macro), 561 (macro) und 801 (marco) ebenso hervorragende Arbeitsgeräte und sogar etwas preisgünstiger zu erwerben.
Nizo professional: Kleine Steckbuchse 8 polig
Pin 1 = Masse
Pin 2 = Impuls 1:1 (NIV)
Pin 3 = Impuls 4:1 (ETS)
Pin 4 = frei
Pin 5 =
Recorderstart:
Pin 6 = Ruhekontakt ist bei Kamerahalt geschlossen
Pin 7 = Basis
Pin 8 = Arbeitskontakt schließt bei Kameraauslösung
Nizo professional: Große Steckbuchse 6 polig
Pin 1 = 50 Hz Pilotsignal
Pin 2 = Masse
Pin 3 = + 7 – 9 Volt (nur während Vorbelichtungszeit bei 50 Hz Pilotsignal)
Pin 4 = Arbeitskontakt Tonbandstart
Pin 5 = Ruhekontakt Tonbandstart
Pin 6 = Mittenkontakt Tonbandstart
Wer keine Anforderungen an variable Sektorenblende, Lang- oder Kurzzeitbelichtungen oder Synchronimpulse oder Überblendungen hat und darauf verzichten kann, für den können die kleinen Nizos von Interesse sein.
Sie greifen die Designlinie der eben vorgestellten Kameralinie auf, sind jedoch kleiner gehalten. Auffallende äußerliche Unterschiede sind :
- Gebäuse üblicherweise alufarben lackiert (auch hier gab es vereinzelt Modell in mattschwarz).
- Kassettenfach öffnet seitlich statt hinten
- Grüne Wippe auf der Oberseite zum motorischen Brennweitenverstelltung statt zwei Einzelknöpfe
- Im Handgriff befinden sich 3 x 1,5 Mignon-Batterien zur kompletten Stromversorgung der Kamera
- Dioptrieneinstellung durch eine Walze seitlich am Gehäuse und einfach gehaltener Augenmuschel.
Diese Kameras beginnen bei dem sehr einfach gehaltenen Modell der Nizo S1, Nizo S 30 etc. mit einem Brennweitenbereich von 10..30mm und nur den Bildfrequenzen von 18 bzw. 24 B/s und Einzelbildschaltung. Die späteren Modelle ( 136, 148, 156) weisen dann die Bildfrequenzen auf: Einzelbild, 9 B/s, 18 B/s, 24 b/s und 36 B/S. Hinzu kam auch die Blendenkorrekturtaste +1 und ein etwas einfacher gehaltener Timer für Zeitrafferaufnahmen. Ebenfalls wurde eine modifizierte Baureihe 136 XL, 148 XL, 156 XL mit weiter geöffneter Umlaufblende geschaffen, die auch mit etwas schlechteren Lichtverhältnissen zurecht kam. Ebenso gab es eine Ausführung mit Makro-Objektiven als 148 macro und 156 macro.
Der Verfasser hat seine Schmalfilmerei in Super8 mit einer zu Weihnachten geschenkten Nizo 136XL begonnen. Sie leistete bis zum Verschwinden des Kodachrome K 40 treue Dienst, zuletzt als Reservekamera. Das Problem dieser Baureihen war, dass sie die Nachfolgefilm 64 T nicht richtig für die Belichtungssteuerung erkennen konnte, so dass es zu Fehlbelichtungen kam. Doch der 64 T-Farbumkehrfilm ist inzwischen vom Markt verschwunden. Heutige Filme sind oftmals auf 100ASA ausgelegt. Auch hier gibt es leider Probleme, da die Belichtungssteuerung den 100 ASA-Film glaubt als 160ASA-Film zu erkennen. Wer diese Kameramodelle heute verwenden will, muß daher die Belichtungssteuerung in einer Fachwerkstatt anpassen lassen. Die Kosten hierfür liegen nach telefonischen Auskünften bei größenordnungsmäßig 30…40,- €
Generell sei empfohlen eine neu erworbene Nizo-Kamera einem Check in einer Fachwerkstatt unterziehen zu lassen. Zusammen mit einer Neujustierung der Belichtungssteuerung kostet dies üblicherweise im Bereich von 40…50,- €. Das ist gut angelegtes Geld, da man dann die Gewähr hat eine zuverlässig und fehlerfrei funktionierende Kamera zu haben. Was sind schon 50,- € für einen Kameraservice? Der Gegenwert von weniger als zwei entwickelten Filmen! Allemal weniger als die Kosten und die Enttäuschung, wenn man nach der Entwicklung feststellt, das z.B. das für wenig Geld gebraucht erworbene Stück eine ganze Serie von Filmen falsch belichtet haben sollte.
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