In den 70er Jahren gab es von Kodak eine ganze Palette Filme aus der VNF-Reihe, zumeist im 16mm Format. VNF steht dabei für „Video News Film“, trotz des Namens natürlich chemischer Film. VNF war vor allen für die schnelle Dokumentation gedacht. Die Materialien sind schnell (bei Typ 7251 immerhin 400 ASA Tageslicht, eine gern genommene Empfindlichkeit), recht flach (was der Sendbarkeit zugute kam) und waren zudem relativ leicht und schnell zu entwickeln (kein Remjet, zudem ein Prozess, den man ggf. auch mit kochender Chemie fahren konnte, wenn es sehr eilig war). Körnig sind sie auch, denn für Sendungen in den damaligen Fernsehstandards spielte das Korn keine Rolle.
Das beste an VNF Filmen ist aber, dass man sie immer noch recht häufig und vor allem günstig bei Ebay und auf Filmbörsen finden kann. Leider ist der VNF-1 Prozess aber nicht mehr verfügbar und mir ist auch kein Labor bekannt, dass ihn noch anbietet. Man kann die Filme zwar auch ganz ansehnlich in E6 entwickeln, leider erhält man damit aber keine guten Maximaldichten; die Schattenbereiche sind rötlich oder bläulich, die Farben blass und der ganze Film wirkt überbelichtet. Für einen ausgeprägten Retrolook nicht schlecht, aber geht es nicht auch besser?
Tut es!
Das Geheimnis heißt Benzylalkohol und ist für wenig Geld beim Chemikalienhändler des Vertrauens zu bekommen. Fügt man dem Farbentwickler eines Dreibad-E6-Prozesses 3,5ml Benzylalkohol pro Liter Arbeitslösung hinzu und entwickelt ansonsten einfach nach E6-Vorschrift, bekommt man endlich sattschwarze Schatten und leuchtende Farben! Der Film behält dabei durchaus seinen Retrocharakter, denn E6 ist keineswegs die richtige Chemie und die Farbkurven kippen lustig. Trotzdem ist der Bildeindruck (vor allem in der Projektion) aber erheblich besser, womit ich diese kleine Modifikation jedem Selbstverarbeiter empfehlen kann!
Und wie geht das?
Benzylalkohol ist auch Bestandteil des originären VNF-1 Prozesses. Seine Aufgabe ist es vermutlich, die lipophil gekapselten Kuppler derart freizulegen, dass sie besser zu Farbstoffen umgebaut werden können. Ohne das Additiv werden offenbar nur Teile der Kuppler zu bildgebenden Farbstoffen.
Ein paar Hinweise zum Schluss:
- Nach Zugabe des Benzylalkohols ist die Arbeitslösung 10 Minuten sehr gründlich umzurühren; da sich das ölige Zeugs nur mäßig in Wasser löst, braucht man hier Geduld
- Ich rate davon ab, den modifizierten Farbentwickler auch für E6-Filme zu verwenden. Zumindest habe ich das selbst noch nicht ausprobiert.
- Ich habe einfach alten, gebrauchten Farbentwickler modifiziert, der pro Liter schon 20 Super 8 Filme entwickelt hatte. Auch wenn FD und BLIX eines Ansatzes schon völlig erschöpft sind, scheint der Farbentwickler noch imer aktiv zu sein.
- Ich habe bisher nur mit den Filmen Eastman 7239, dem 7251 und 2253 erfolgreich getestet. Es ist nicht auszuschliessen, dass sich andere VNF anders verhalten.
- Benzylalkohol ist gesundheitsschädlich, Sicherheitshinweise bitte beachten.
- In wiefern das Additiv die Lebensdauer der Gebrauchslösung verändert, kann ich noch nicht beurteilen.
Related Posts