Ursprünglich bereits Anfang Juni auf dem Spielplan, aber dann auf den Herbst verschoben, fand letzten Donnerstagabend im Ostentor-Kino in Regensburg ein Schmalfilmabend mit Live-Musik des österreichischen Trios “Kontrapunk” statt. Ob es an dieser Terminverschiebung lag, das die Veranstaltung leider relativ spärlich besucht war? An der interessanten Filmauswahl und an der modernen, aber durchaus passenden Live-Musik-Untermalung lag es sicher nicht.
Die Filmauswahl von Heide Fial (Komposition, Kontrabass und E-Gitarre bei Kontrapunk) umfasste Schmalfilme der 1920er Jahre bis zur Jahrtausendwende. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem mittlerweile weitgehend vergessenen 9,5mm-Filmformat mit Mittenperforation, ergänzt um 16mm-Amateuraufnahmen und (im letzten Drittel) Super8-Aufnahmen aus den 1970ern.
Das Programm begann mit Ausschnitten aus bis zu 100 Jahre alten 9,5mm-Filmkopien aus dem Katalog der Firma Pathe, die zum Kauf und/oder Verleih für das damals brandneue und sehr exklusive Medium Heimkino angeboten wurden. Danach gab es Einblicke ins Leben einer ganz offensichtlich sehr gut betuchten Familie anhand von 9,5mm- und 16mm-Amateurfilmen, die über einen Zeitraum von 40 Jahren entstanden waren – beginnend in den späten 1920er Jahren bis weit in die 1960er Jahre hinein.
Alle Filme wurden als digitale Projektion vorgeführt, wobei die Filmvorlagen z.T. im Open-Gate-Verfahren digitalisiert waren. Die dabei sichtbare Perforation, die am Rand einkopierten Filmmaterial-Beschriftungen und das bei manchen Kameras z.T. weit über das bei einer herkömmlichen Projektion sichtbare Bildfenster hinausgehende Filmbild boten vor allem für die Schmalfilmtechnik-Enthusiasten unter den Zuschauern Stoff für anschliessende Fachsimpeleien in der Kino-Kneipe (welche im Ostentor-Kino durch einen kleinen versteckten Zugang links unter der Leinwand direkt vom Saal aus betreten werden kann).
Am beeindruckendsten an diesem Abend waren Unterwasser-Aufnahmen aus einer 9,5mm-Pathe-Kopie. Aus der Kombination der z.T. fast abstrakt wirkenden S/W-Aufnahmen der alten sehr kontrastreichen Filmvorlage mit der eigens dafür komponierten Musik von Kontrapunk entstand eine atmosphärisch sehr dichte Filmkomposition.
Diesen Teil des Filmabends gibt es auch online zu sehen:
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