22. Internationaler Wettbewerb der Dresdner Schmalfilmtage – Eine Nachlese

22. Internationaler Wettbewerb der Dresdner Schmalfilmtage – Eine Nachlese

Dieses Wochenende fanden bereits zum 22ten mal die Dresdner Schmalfilmtage statt. Höhepunkt war auch diesmal am Samstagabend der Internationale Wettbewerb, der dieses Jahr wieder live in der Motorenhalle des Riesa Efau stattfinden konnte.

Das zweite mal in Folge wurde der Wettbewerb, so wie auch alle anderen Programme der Schmalfilmtage, als Livestream übertragen.

Von einfachen „homemade“-nobudget-Filmen, über Experimentalfilme mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen bis hin zu semiprofessionellen Produktionen von Filmhochschulen bildete das Wettbewerbsprogramm auch dieses Jahr die ganze Bandbreite der aktuellen filmischen Möglichkeiten von 8 und 16 mm breitem Schmalfilm ab. Neben Super8- und 16mm-Filmen fand dieses Jahr mit traffic III auch ein auf Doppel-8- gedrehter Film seinen Platz im Programm.

Die Vorführung erfolgte im Mix als echte Filmprojektion und digital mittels Beamer, da die Endfassung vieler Filme nach Digital-Schnitt und -Vertonung „nur“ digital vorliegt.

Das große Spektrum dieser Filme, die in Ansatz und Umsetzung sowohl in technischer als auch in künstlerischer Art und Weise kaum unterschiedlicher sein könnten, wird durch die diesjährigen Preisträger gut abgebildet:

Der Preis der Jury ging an den Super8-Film Little Jack Has Bean von Michel Antoine Chappuis.

„The special Swiss humor, the interplay between real and surreal acting and especially the filming, which was very elaborate for Super 8“ überzeugte die Jury*. Dies ist umso bemerkenswerter, da der Film im Rahmen des „straight8“-Wettbewerbs entstanden ist, bei dem die Filme ohne nachträglichen Filmschnitt auf einer einzigen Super8-Kassette gedreht werden.

Eine lobende Erwähnung erhielten Conrad Veit und Charlotte Maria Kätzl für Blastogenese X, der auf 16mm-Lichttonfilmmaterial gedreht wurde.

„The interplay between costumes, the acting and the filming location, as well as the high quality of the black-and-white footage, is something we would particularly like to acknowledge“ sagte die Jury*.

Der Film hatte in seiner Langfassung von knapp 30 Minuten Premiere bei der diesjährigen Berlinale und „geht seitdem durch die Decke“ wie Moderator Jan Nordsieck im Gespräch mit Conrad Veit betonte. Bei den Schmalfilmtagen wurde allerdings die Kurzfassung gezeigt (welche vorstehend auch verlinkt ist).

*Zitate aus der Facebook-Mitteilung der Schmalfilmtage

Der Publikumspreis wurde dieses Jahr gleich zweimal vergeben:

Das am Samstagabend in der Motorenhalle persönlich anwesende Publikum war am meisten überzeugt von Inventaire von Joeri de Jongh. Der Film befasst sich auf spielerische Art und Weise mit dem ersten Lockdown und nutzt dazu das Inventar seiner Küche und die Trickmöglichkeiten der Super8-Kamera.

Mit dem Online-Publikumspreis wurde der 16mm-Film Tirana von Eva Claus ausgezeichnet, bei dem die Filmemacherin Kinder und Jugendliche bei Ihren Freizeitaktivitäten auf einem pyramidenartigen Bauwerk in der albanischen Hauptstadt beobachtet. Dies überrascht insofern, als das der Film als in Ruhe beobachtender Schwarzweiß-Film -noch dazu komplett ohne Ton- den gängigen Internet-Sehgewohnheiten vollends widerspricht.

Klaus Schreier

hört Platten, fotografiert Kleinbild, filmt Schmal und dilettiert in der Dunkelkammer und am Schneidetisch

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