Farb-Umkehrentwicklung mit original Orwo-Chemie

Farb-Umkehrentwicklung mit original Orwo-Chemie


Für die Entwicklung von Farbumkehrfilmen steht aktuell nur Chemie für den E6-Prozeß zur Verfügung. Dieser Prozeß ist für die alten Emulsionen der Orwochrome-Farbumkehrfilme nicht der ursprünglich gedachte, dennoch lassen sich mit entsprechenden Modifikationen bei Temperatur und Entwicklungszeiten (die “24°/20 Minuten_Methode”) gute Ergebnisse erzielen.

Ich möchte hier aber von der Entwicklung der Orwochrome-Filme im ursprünglich dafür gedachten Prozess Orwo C9165 berichten, nachdem ich bei Ebay zwei der seltenen, mittlerweile 25 Jahre alten Chemie-Sätze (jeweils für einen halben Liter) ergattern konnte.
Es handelt sich um einen 5-Bäder-Prozeß mit richtiger Zweitbelichtung.

Bei 5 Bädern, z.T. angemischt aus verschiedenen Teil-Lösungen, kommt beim Chemie ansetzen ganz schön was zusammen...
Bei 5 Bädern, z.T. angemischt aus verschiedenen Teil-Lösungen, kommt beim Chemie ansetzen ganz schön was zusammen…

Ich bin bei der Entwicklung genau nach Vorschrift vorgegangen (alle Zeiten für UT15 und UK17)
Erstentwicklung 6 min / 25°
Stoppbad 2 min / 20-25°
Zwischenwässern 5 min / 12-15°
Zweitbelichtung 2 min / 500 Watt
Farbentwicklung 12 min / 25°
Zwischenwässern 20 min / 12-15°
Bleichbad 5-10 min / 20-25°
Zwischenwässern 5 min / 12-15°
Fixierbad 2 min / 20-25
Schlusswässern 15 min / 12-15°
Wie man sieht, ist nur bei den beiden Entwicklungsbädern
die möglichst exakte Einhaltung der Temperatur erforderlich.
Ich habe die Entwickler im Wasserbad auf etwas mehr als die 25°erwärmt, um die Abkühlung im Lomotank während der Entwicklung zu kompensieren.

Mangels 500W-Strahler wurde doppelt so lange (4 min) mit einer 200W-Glühbirne zweitbelichtet - Glühbirne zum Themenabend  passend aus russischen Altbeständen.
Mangels 500W-Strahler wurde doppelt so lange (4 min) mit einer 200W-Glühbirne zweitbelichtet – Glühbirne zum Themenabend passend aus russischen Altbeständen.

Insgesamt eine zeitlich sehr lange Prozedur, wobei aber
weniger die einzelnen Zeiten der chemischen Prozesse besonders lang sind – vielmehr strecken im Vergleich zum einfachen 3-Bäder-E6 die vielen und langen Wässerungsgänge zwischen den Bädern den Prozess sehr in die Länge.

Vor der ersten Projektion muss der DS8-Filmstreifen nach dem Trocknen noch gesplittet werden. Kein Problem mit dem Lomo-Splitter und einem Paar aneinandergeklebten  Laborspulen auf dem Umroller.
Vor der ersten Projektion muss der DS8-Filmstreifen nach dem Trocknen noch gesplittet werden.
Kein Problem mit dem Lomo-Splitter und einem Paar aneinandergeklebten Laborspulen auf dem Umroller.

Eine Orwo UT15-DS8-Spule sowie eine Super8-Kassette Agfacolor CK17 konnte ich mit der Orwo-Chemie erfolgreich entwickeln.
2 S8-Kassetten UK17, von mir belichtet und 2 S8-Kassetten UT15, wohl bereits vor Jahrzehnten belichtet, brachten als Ergebnis leider nur bräunlich eingefärbten Blankfilm.
Ein Risiko, daß man bei der Entwicklung von Alt-Material leider immer hat!

Agfacolor CK 17, abgelaufen Mai 1974 (Vorgänger des Agfachrome in der Mondrian-Schachtel)
Agfacolor CK 17, abgelaufen Mai 1974
(Vorgänger des Agfachrome in der Mondrian-Schachtel)

Der Agfacolor, wohl eine dem Orwo sehr ähnliche Farbfilm-Emulsion bringt nach 40 Jahren nur noch ganz blasse, aber farblich sehr schöne pastellartige Bilder.

Agfacolor CK 17, abgelaufen Mai 1974
Agfacolor CK 17, abgelaufen Mai 1974

Der Orwo UT15 (Ablaufdatum Ende der 80er) bringt seine Farben noch sehr gut zur Geltung und wirkt insgesamt sehr “ostalgisch”.

Orwo UT15 (DS8)
Orwo UT15 (DS8)
Orwo UT15 (DS8)
Orwo UT15 (DS8)

Abschliessend sei noch gesagt, daß die verwendete Chemie des Orwo-Prozesses im Vergleich zum modernen E6 zum Teil recht giftig sein soll.
Aber bei vernünftiger Arbeitsweise mit klarem Kopf, Schutzhandschuhen und evtl. einer Laborschürze kein Problem.

Klaus Schreier

hört Platten, fotografiert Kleinbild, filmt Schmal und dilettiert in der Dunkelkammer und am Schneidetisch

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