Am vergangenen Samstagabend stand beim Open-Air-Filmfest in Weiterstadt traditionell der Super-8-Filmwettbewerb auf dem Programm.
Aus acht analog mit Filmprojektor projezierten Super-8-Kurzfilmen wurden durch Publikumsabstimmung folgende Gewinner-Filme gekürt:
Der dritte Platz
ging an Manuel Francescon und Michael Sommermeyer für ein Found-Footage-Projekt :
Den zweiten Platz
belegte Mangus Irvin mit einer absurd-artifiziellen Hommage an die klassischen Horrorfilme der 1930er-Jahre, insbesondere natürlich die “Frankenstein”-Filme
Der “Frankenstein”-Arzt erinnert aber auch an Pierre Brasseur in seiner Rolle als Dr. Génessier in “Les yeux sans visage”:
Die Scherenschnitt-Sequenz erinnert an die Filme von Lotte Reiniger, allerdings gepaart mit Splatter-Effekten…
And the Winner is…
Achteraus – ein Film von Gunnar Grah, Andreas Kersten und Florian Rau.
Der auf dem ersten Blick unscheinbare Film zeigt alle Handlungsabläufe rückwärts. Bei klassisch-analogem Film -und bei Verwendung einer üblichen Kamera, die nur “vorwärts” filmen kann- bedeutet dies, daß mit der Kamera auf dem Kopf stehend gefilmt wird, um anschliessend den Filmstreifen “auf den Kopf zu stellen” – sprich das Ende an den Anfang zu setzen. Bei Super-8 kommt hierbei erschwerend hinzu, daß aufgrund der einseitigen Filmperforation der Film auch noch gewendet werden muss und somit alle Aufnahmen spiegelverkehrt erscheinen. Die im Film zu sehenden Zeitungsartikel wurden von den Filmemachern daher in Spiegelschrift angefertigt!
Als zusätzliche Hürde hatten es sich die drei Filmemacher zur Aufgabe gemacht die Filmhandlung durchgehend ohne nachträglichen Schnitt zu filmen. Die Handlung wurde also auf einer Super-8-Kassette komplett in der “rückwärts richtigen” Reihenfolge abgedreht.
Rückwärtsfilmen, ein klassisch-analoger Filmtrick, eigentlich aus der Kintopp-Mottenkiste, hier aber konsequent und überzeugend zu Ende gedacht und sehr überzeugend umgesetzt.
Wieder einmal konnten die drei Filmemacher, die bereits mit The Brain Modulator und Veterok auf verschiedenen Festivals erfolgreich waren, das Publikum überzeugen.
Nicht überzeugen
konnte an diesem Abend leider die analoge Super-8-Filmprojektion im Vergleich mit den vorher, nachher und auch noch in der Halbzeit des Super-8-Wettbewerbs mit DCP-Beamer gezeigten digital produzierten Filmen.
Für die Super-8-Projektion wurde annähernd die gesamte Höhe der Leinwand ausgenutzt, was eine Projektionsgröße von fast 8 x 6 Metern bedeutet. Dies ist zwar ambitioniert, aber für das kleine “Heimkino”-Super-8-Format definitiv zu viel, trotz eines Fumeo-Großraumprojektors mit 500W-Xenonlampe, der seit Jahren in Weiterstadt zum Einsatz kommt. Das Bild war immer leicht unscharf, flau und etwas zu dunkel. Die nicht abgekaschte unscharfe Bildmaske trägt dann noch zum subjektiven Unschärfeempfinden bei. Leider war darüberhinaus bei manchen Filmen der Bildstrich nicht korrekt eingestellt und im Laufe der Filme sammelten sich immer mehr Flusen sichtbar im Bildfenster. Der Charme einer “echten” Filmprojektion konnte so dem Publikum leider nicht vermittelt werden.
Eine etwas kleiner gehaltene Projektion auf der riesigen Leinwand hätte der Bildqualität gut getan. (so -glaube ich mich zu erinnern- habe ich es 2015 bei meinem letzten Weiterstadt-Besuch gesehen) .
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