Ein Filmfreund bat neulich um Hilfe, bei seiner Elmo C-300 müsse „nur ein Poti getauscht“ werden, dann funktioniere Sie wieder perfekt — da bot ich etwas leichtsinnig meine Hilfe an, denn Löten tu ich nun wirklich mit links und geschlossenen Augen, egal wie fein die Teile sind. Die OP war dann aber doch etwas größer, denn man kam an besagtes Poti zur manuellen Belichtungsregelung einfach nicht heran, ohne die Kamera doch recht weit zu zerlegen. Im folgenden möchte ich nun zeigen, wie das geht.
Die Operation ist übrigens geglückt, das Poti aus einer Schlachtkamera wurde transplantiert, und die Kamera funktioniert genauso bedingt wie vorher: Schuld ist nämlich gar nicht das Poti gewesen, sondern vermutlich ein hakelndes Drehspulinstrument. Das ist mir dann aber dann doch zu verbaut. Wäre es meine eigene Kamera, hätte ich mein Glück aber evtl. probiert. 🙂
Und hier nun die reichlich bebilderte Anleitung:
Zunächst die beiden sichtbaren Schrauben vorn an der Unterseite lösen. Dann den Batteriefachdeckel hochklappen und die beiden Schrauben oben in der Ecke lösen und inkl. des Bleches herausnehmen. Am Focusring sind drei Madenschrauben (1,5 mm) zu lösen. Sie müssen nicht ganz herausgedreht werden, lösen reicht aus. Der Ring kann dann nach vorne abgezogen werden. Nun lässt sich vorsichtig die Front der Kamera lösen. Achtung: Die Belichtungsmesserbatterie hängt mit einem Kabel fest, das abgelötet werden muss. Nun muss die Gummiauflage auf der Unterseite gelöst werden. Da diese leicht reisst und sehr fest geklebt ist, verwenden wir den Heißluftfön (ca. 100°), viel viel Geduld und einen Spudger. Hier mit viel Gefühl vorgehen! Da man auf keinen Fall am Gummi ziehen sollte, am besten von allen Ecken aus loslegen. Es kann auch helfen, ein bisschen Waschbenzin in den Zwischenraum zu träufeln. Dann aber vorsicht mit dem Heißluftfön! Ist das Gummi entfernt, kommen vier weitere Schrauben zum Vorschein. Diese entfernen. Das Trimmpoti das man hier sieht, ist übrigens zum Abgleich des Belichtungsmessers. Am besten nicht anfassen. Auch auf der Oberseite muss die Belederung entfernt werden, allerdings nur an den vier Ecken. Auch hier geht es am besten mit Heißluftfön, Spudger und Geduld. Sind die vier freigelegten Schrauben entfernt, kann man den Deckel abnehmen. Ich war ganz erschütternd, an was für winzigen Schräubchen dieser Handgriff hängt. Dem würde ich nicht trauen… Auf der Sucherseite befinden sich auch noch zwei Schrauben unter Belederung, man kann sie sehen. An dieser Stelle kann man die „Belederungsflicken“ recht einfach abpulen. Elmo scheint hier je zwei dieser Konfetti übereinander eingebracht zu haben. Einer ist runter, da wartet noch ein zweiter… Vorm Lösen der beiden Schrauben am besten den alten Klebstoff von der Schraube entfernen. Das eingelassene Zeigerblech des Gangwählers muss auch ab. Auch hier hilft Heißluft. Mit einem frischen Skalpell kommt man in den Schlitz, ohne das Blech zu zerkratzen. Es ist sehr sehr dünn, also keineswegs hebeln, nur schieben… Ist das Blech ab, kann man den Schalter mit einem Objektivschlüssel lösen. Zu guter letzt muss die Belederung des Auslösers auch noch ab. Die beiden Schrauben darunter lösen und die Kappe abnehmen. Achtung: Die winzigen Unterlegscheiben darunter sollten nicht in die Kamera fallen. Um das Seitenteil nun auch ab zu bekommen, muss man innen (also ohne Rückteil) noch dieses Kunststoffstück abschrauben. Nun den Deckel vorsichtig abruckeln. Achtung: Auch hier hängen noch zwei kurze Kabel, die abzulöten sind. Ablöten… und Position merken. 🙂 Hier sieht man die fürchterlich verbaute Platine des Belichtungsmessers. Zunächst sind vier gleiche Schrauben zu entfernen. Leider muss auch der gefederte Hebel ab, der das Tageslichtfilter ausschwenkt. Dazu zunächst die größere Schraube lösen, die die Feder hält. Achtung, unter ihr befindet sich eine Hartpapierhülse, die nicht wegspringen sollte. Hier sieht man den Aufbau: Hülse, U-Scheibe, Schraube. Der Aufbau ist wichtig, sonst macht die Feder lustige Kurzschlüsse auf der Platine. All die bunten Kabel müssen abgelötet werden. Vorher fotografieren, falls die Farben nicht in jedem Modell wie in meinem sind… und Achtung, es gibt zwei mal rot. Ggf. kennzeichnen! Links neben den Kabeln kommt noch ein Draht aus einem dickeren Isolationsschlauch nach oben. Auch den Ablöten. Um die Feder aus dem Steuerhebel zu bekommen, muss der Steuerhebel abmontiert werden. Dazu die Schraube lösen… …und ihn vorsichtig ausfädeln, ohne ihn zu verbiegen. Nun noch die beiden Drähte ablöten, die links von den Kabeln von unten nach oben kommen… …und dann noch zwei Drähte oben, siehe Pinzettenspitzen. Vorsicht: Die linke Lötstelle nur ganz kurz erhitzen, damit sich die verlötete Feder nicht löst! Nun endlich lässt sich die Platine entnehmen. Mit einem 4 mm Sechskant lösen wir die beiden Muttern, die das Poti halten. Jetzt entlöten wir die beiden verwendeten Kontakte des Potis. Achtung: Nur ganz kurz erhitzen und absaugen, damit sich die Drähte nicht auf der anderen Seite auch entlöten. Entlötlitze funktioniert hier nicht. Das Poti ist frei und kann gewechselt werden. Vorsicht beim Aus- und Einfädeln in die Platine, die Schaltermimik ist empfindlich gegen seitliche Belastungen. Auch die Schalterkontakte nicht verbiegen! Das weiße Kabel war bei mir zu kurz zum sauber wieder anlöten… …daher habe ich es mit etwas Kupferlackdraht verlängert. Achtung: Lötstelle isolieren, damit sie nach dem Zusammenbau nicht am Gehäuse anliegt!
Zum Zusammenbau ist einfach entsprechend rückwärts vorzugehen. Hier empfiehlt es sich, die Platine zunächst mit den vier Schräubchen zu positionieren (ohne diese schon ganz anzuziehen), denn lötet man die steifen, von unten kommenden Drähte nicht exakt an der richtigen Position an, fluchten die Schraublöcher nicht mehr.
Viel Erfolg!
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