Super-8 aus zweiter Reihe

Super-8 aus zweiter Reihe

Beaulieu 4008, Canon 1014-XL, Nikon R10 oder Nizo Professional – so heißen einige der Top-Modelle unter den Super-8-Filmkameras, die sich zum Zeitpunkt ihres Erscheinens nur wenige Filmer leisten konnten und auch heute noch einen guten Preis erzielen.
Daneben aber gibt es ein Vielzahl von einfacheren Kameras, die heute oftmals für einstellige Euro-Beträge zu bekommen sind.
Auch mit diesen Kameras lässt sich filmen…oftmals sogar ganz vortrefflich und manchmal auch ungezwungener als mit den Modellen der ersten Garnitur.
Einige dieser Kameras möchte ich in diesem Beitrag kurz vorstellen:

Links die bekannte und weitverbreitete Canon 310XL mit unübertrefflicher Lichtstärke 1.0 , ansonsten recht spartanisch ausgestattet – daneben zu sehen der Weitwinkel-Vorsatz, der im Macro-Modus Weitwinkel-Aufnahmen mit großer Tiefenschärfe liefert.
Rechts oben und unten zwei unbekanntere Modelle dieser Kamera-Klasse:
Porst S8 compact XL50 (eigentlich eine Bell & Howell) und Minolta XL401.
Beide haben geringfügig schlechtere Lichtstärke als die Canon, bieten aber einiges mehr an Ausstattung: z.B. Zeitraffer 9 B/s (die Porst), Intervall-Timer-Funktion und manuell einstellbare Blende.

Der Opel Commodore unter den Kameras -  Gehäuse in zeitgenössischem Braun
Der Opel Commodore unter den Kameras – Gehäuse in zeitgenössischem Braun

Eine Gehalts-Liga höher spielte diese Tonfilmkamera des renomierten Herstellers Bauer, mit einem ordentlichen Zoom-Objektiv bestückt und gut ausgestattet mit den damals üblichen Funktionen wie z.B: Intervall-Timer und Auf-/Abblendfunktion.
Mit riesiger Ultra-Weitwinkel-Vorsatzlinse und aufgesetztem Richtmikrofon ist dieses Gerät heutzutage ein echter Hingucker.

Original-Kassenbon der Bauer S409XL
Original-Kassenbon der Bauer S409XL

Der Erstbesitzer der Bauer S409XL hat noch im Jahr 1984 -als die goldenen Super8-Zeiten also eigentlich schon lange vorüber waren- immerhin stolze 1.249,00 Deutsche Mark für diese in Malaysia gefertigte Kamera bezahlt.
Vermutlich lag sie vor dem Kauf schon einige Zeit im Regal des Händlers.

Im krassen Gegensatz hierzu dieser Plastik-Ziegelstein :

Brikett Nr. 1 Lomo 218 - Ostblock-Plaste-Kamera mit Fixfocus-Festbrenneite
Brikett Nr. 1
Lomo 218 – Ostblock-Plaste-Kamera mit Fixfocus-Festbrennweite

Die russische Lomo 218 bietet neben der Festbrennweite nur die Standard- Lauffrequenz 18 B/sec, aber immerhin eine abschaltbare und manuell einstellbare Belichtungsautomatik und -bei den aktuellen Filmsorten nicht zu unterschätzen- manuell einstellbare Filmempfindlichkeit und manell einschiebbares Tageslichtfilter.
Der Drehring für die Filmempfindlichkeit ist als Objektiv-Dummy gestaltet und dient gleichzeitig als Gegenlichtblende für das tiefer im Gehäuse sitzende Fixfoxus-Objektiv.
Der Bildstand der Kamera -zumindest meines Exemplars- ist leider sehr schwankend bis grottig.

Auch ein Ziegelstein:

Brikett Nr. 2 -  Die Eumig Nautica mit aufsetzbarem Tauch-Sucher und Vorsatzlinse für Macro- und Unterwasseraufnahmen
Brikett Nr. 2 –
Die Eumig Nautica mit aufsetzbarem Tauch-Sucher und Vorsatzlinse für Macro- und Unterwasseraufnahmen

Die Eumig Nautica – die etwas andere Super-8-Kamera.
Das komplett gekapselte Gehäuse ist ohne zusätzliches Schutzgehäuse wasserdicht (lt. Hersteller für Tauchgänge bis 40 Meter Tiefe) und auch für Einsätze bei Regen, Staub, Spritzwasser etc. gut geeignet.
Leider nur mit Standard-Bildfrequenz 18 B/sec (und Einzelbild) ohne sonstige besondere Sperenzchen.
Wichtiger Hinweis für potentielle Käufer:
Die Macro-Linse ist nicht nur für Nahaufnahmen erforderlich.
Auch bei Unterwasseraufnahmen wird sie zwingend benötigt, da diese ansonsten unscharf werden.

Hier nun noch zwei Kameras des „eigentlich besseren“ Kassetten-Formats:

2 Single8-Modelle von Fuji: Fujica Z700 und Fujica AX100.
2 Single8-Modelle von Fuji:
Fujica Z700 und Fujica AX100.

Wie bei Super-8 gab es auch bei Single-8 größere, mit technischen Raffinessen ausgestattete Kameras wie z.B. die Z-700 und kleine, kompakte Taschenkameras wie die AX100.
Die AX100 ist trotz „Kleinheit“, Plastikgehäuse und einfacher Ausstattung nicht zu unterschätzen.
Ihr Bildstand ist bombenfest (der kameraeigenen Andruckplatte bei Single-8 sei Dank) und das Fixfocus-Objektiv zeichnet scharf und hat die sehr gute Lichtstärke 1.1 .
Einziger wirklicher Nachteil der Kamera:
Bei schlechten Lichtverhältnissen beginnt die Schärfentiefe aufgrund der offenen Blende und der Brennweite von 13mm erst ab ca. 3 Meter.
Rechts im Bild ist übrigens die sog. „TV-Lens“; mit dieser Vorsatzlinse sind Nahaufnahmen in ca. DINA3-Größe möglich – mit ingeriertem Parallaxen-Ausgleich des Durchsicht-Suchers – ideal also für Titel-Aufnahmen.

Zu guter Letzt noch Kameras des dritten Filmformats mit Super-8-Perforation:
Doppel-Super-Acht

Russische Doppel-Super-8-Kameras mit Federwerks-Mechanik
Russische Doppel-Super-8-Kameras mit Federwerks-Mechanik

Entsprechend dem Motto des Beitrags sind hier keine Bolex DS8-Umbauten sondern russische Arbeitspferde der Marke Quarz zu sehen.
Die beiden Quarz DS8-M liegen bei mir mitsamt ihrem reichhaltigem Zubehör an Weitwinkel- und Tele-Vorsatzlinsen, Grau- und Gelbfiltern immer einsatzbereit. Die eingebauten Selen-Belichtungsmesser für Nachführ-Belichtungsregulierung sind bei den meisten Modellen nicht mehr funktionsfähig oder arbeiten ungenau. Hier hilft ein moderner externer Hand-Belichtungsmesser.
Das klobige Nachfolgermodell DS8-3 wird von mir aufgrund des Reflexsuchers für Titel-Arbeiten verwendet.

Original-Garantiezettel zu einer meiner Quarz DS8-M
Original-Garantiezettel zu einer meiner Quarz DS8-M

Im Vergleich zu westlicher Kameratechnik waren diese Modelle
schon 1977 technisch hoffnungslos „veraltet“.
Gerade aber dank altmoldischem Federwerksmotor arbeiten diese Kameras ohne Batterien auch noch bei -15° problemlos.
Ich verwende sie regelmässig.

Klaus Schreier

hört Platten, fotografiert Kleinbild, filmt Schmal und dilettiert in der Dunkelkammer und am Schneidetisch

4 Kommentare

Harald Vonhoegen Veröffentlicht am19:03 - 13. Oktober 2016

Ein sehr schöner, informativer Überblick!

M. E. ist allerdings die nur wenig teurere Minolta XL-601 der XL-401 vorzuziehen! Beide Kameras unterscheiden sich ausschließlich durch das Minolta-Objektiv: 1,7/7,5 – 45 mm und 1,2/8,5 – 34 mm. Ob man einen größeren Zoombereich oder mehr Lichtstärke vorzieht, mag eine Frage der individuellen Prioritäten sein. Nach meinem rein subjektiven Eindruck (ohne jede Spur einer objektiven Messung) ist jedoch die Abbildungsqualität der 601 deutlich besser als die der 401. Eine entsprechende Einschätzung hat beim Kauf einer 601 auch der (irische) Verkäufer erkennen lassen (der auch die 401 im Angebot hatte).

Sehr bedauerlicher Schwachpunkt beider ansonsten sehr schönen Modelle: die fehlende Blendenanzeige im Sucher!

Beste Grüße
Harald

    Klaus Schreier Veröffentlicht am16:02 - 17. Oktober 2016

    Wenn man eine Alternative zur Canon mit einigermaßen vergleichbarer Lichtstaerke sucht dann fällt die Wahl natürlich eher auf die Minolta 401 als auf die 601.
    Das kleinere Objektiv macht die 401 auch leichter und kompakter.
    So sind mir bei den Nizo Silberlingen eine 481 oder 561 auch lieber als eine 801.
    So viel Tele braucht man eh (fast) nie.

      Harald Vonhoegen Veröffentlicht am21:14 - 18. Oktober 2016

      Wenn es vorrangig um die Lichtstärke geht, würde ich die Canons vorziehen. Hinsichtlich Gewicht und Kompaktheit gibt es zwischen den beiden Minoltas jedenfalls keinen nennenswerten Unterschied. Dem kleineren Zoombereich der 401 steht ja auch die wesentlich größere Anfangsblende im Vergleich zur 601 gegenüber.
      Das mit den NIZO-Silberlingen sehe ich genau so.

Stefan vom Stein Veröffentlicht am21:17 - 15. Oktober 2016

Verdammt da habe ich mich durch deinen Bericht hinreißen lassen und noch ne Porst S8 compact XL 50 gekauft. Aber wie du schon geschrieben hast, sie sind oft super preiswert. Dabei habe ich doch schon viel zu viele Geräte.
Gruß
Stefan

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